Amazon Cloud: zwei Totalausfälle innerhalb von zwei Wochen

Amazons Cloud Dienst AWS (Amazon Web Services) kämpft mit dem zweiten Totalausfall des Rechenzentrums im Norden Virginias. Nach einem Gewitter war vor zwei Wochen die Stromversorgung ausgefallen. Die Notstromversorgung quittierte anschliessend ebenfalls ihren Dienst. Beliebte Webservices wie Instagram und Pinterest waren daraufhin für längere Zeit offline. Am vergangenen Freitag den 29.6. fiel dieses Rechenzentrum und damit der Cloud-Service von Amazon nun erneut aus. Dies wirft kein gutes Licht auf Amazon als IT Service-Betreiber. Stromausfälle sind in den USA sehr häufig. Gerade sind im Osten der USA wieder mehrere Millionen Haushalte ohne Strom, nachdem Stürme die Stromleitungen heruntergerissen haben. Die Amerikaner sind in ihren privaten Haushalten mit Notstromaggregaten und Nahrungsmittelvorräten gut gegen diese Störungen gewappnet. Von einem Rechenzentrumsbetreiber würde man ebenfalls eine besonders gute Vorsorge für das Risiko eines Stromausfalls erwarten. Hierzu gehören selbstverständlich regelmäßige Tests der Notstromversorgung. Dies scheint zumindest bei diesem Rechenzentrum von Amazon nicht der Fall gewesen zu sein. Auch für die prominenten Kunden ist dieser Vorfall peinlich. Sie haben ihre eigene Verfügbarkeit nicht ausreichend abgesichert und den kritischen Dienstleister hinsichtlich der Notfallvorsorge nicht überwacht.

Europas größte Kupferhütte wappnet sich gegen Stromausfälle

Der Hamburger Konzern Aurubis ist der größte Kupferrecycler weltweit mit über 16 Produktionsstandorten in elf europäischen Ländern sowie den USA mit rund 6.300 Mitarbeitern. Sorge macht dem neuen Vorstandschef Peter Willbrandt jedoch die Qualität der Stromversorgung. In der Hamburger Kupferhütte werden 1 Milliarde Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht. Dies entspricht dem Verbrauch von 300.000 Privathaushalten. Bereits kleine Netzwischer führen zum Ausfall der Anlage. Da flüssiges Material verarbeitet wird, bedeutet ein Ausfall gleichzeitig die Zerstörung der Anlage wenn das flüssige Material erkaltet.

"Dieses hat insofern Auswirkungen auf uns, weil hier das Risiko besteht, dass durch Spannungsschwankungen im Netz es zu Stromausfällen kommen kann. Und da sagen wir, es gibt den kurzen Wischer, der gegebenenfalls nur eine Minute ist und aber auf uns schon große Auswirkungen hat. Denn wenn wir nen ganz kurzen Stromausfall haben, vielleicht nur von einer Sekunde, fahren unsere Anlagen runter und wir brauchen einen halben Tag, um sie wieder hochzufahren.", so Peter Willbrandt gegenüber dem Deutschlandfunk.

Um diesem Risiko vorzubeugen hat der Konzern in Hamburg jetzt mehrere Millionen Euro in ein Zusatzkraftwerk investiert. Das Zusatzkraftwerk ergänzt die bestehende Notstromversorgung und ist in der Lage bei einem Stromausfall Wärme zu produzieren, um das Erkalten des Kupfers und die Zerstörung der Anlagen zu verhindern.

Über das Risiko der sogenannten Netzwischer habe ich bereits in diesem Beitrag informiert. Netzwischer, die im Millisekundenbereich liegen  können, werden von keiner Statistik erfasst. Die offiziellen Statistiken der Bundesnetzagentur zur Qualität der Stromversorgung weisen nur Stromausfälle aus, die länger als drei Minuten dauern. Dabei sind gerade diese Netzwischer von der Industrie gefürchtet. Produktionsbetriebe mit hohen Stromverbräuchen wie Hütten, Raffinerien und Chemieunternehmen sind zudem häufig nicht in der Lage diese extrem hohen Verbräuche durch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung zu schützen. Netzwischer führen dann zu Ausfällen der Produktionsanlagen mit zum Teil tagelangen Wiederanlaufzeiten. Im schlimmsten Fall gar zur Zerstörung der Anlagen, wenn das flüssige Material in den Anlagen und Gußöfen erkaltet.

Industrie macht sich Sorgen um die Stromversorgung

"Industrie macht sich Sorgen um die Stromversorgung", dies ist der Titel eines großen Artikels in der heutigen Print-Ausgabe der FAZ. Mehrere Presseagenturen hatten diese Meldung gestern auch bereits verbreitet (siehe BCM-Newsticker). Als Beispiel wird im Artikel der FAZ das Unternehmen Hydro genannt, Betreiber von Aluminiumhütten, Gießereien und Walzwerken. Das Unternehmen hatte laut Bericht mehrere Stromschwankungen in verschiedenen Betrieben. Betriebsausfälle und Kosten von insgesamt mehreren hunderttausend Euro waren die Folge. das Unternehmen soll Schadenersatzansprüche gegen die Netzbetrieber gestellt haben. Es geht hier nicht um fehlende Mengen an Strom, wie man nach den Abschaltungen der Atomkraftwerke schnell denken könnte, sondern um die Qualität des Stroms. Schon kleine Netzschwankungen, sog. "Netzwischer" können zu Produktionsausfällen führen. In meinem Beitrag "Strom, das komplexe Lebenselixier", habe ich als Laie bereits versucht die Zusammenhänge zu erläutern. Große Stromverbraucher wie Gießereien, Aluminiumhütten und Raffinerien sind auf eine kontinuierliche Stromversorgung mit konstanter Qualität, d.h. Frequenz, angewiesen. Auf Grund der hohen Verbräuche können keine Netzersatzanlagen eingesetzt werden, die derartige Ausfälle oder Schwankungen abfangen. Der Wiederanlauf einer solchen Produktion kann Tage bis Wochen dauern und enorme Schäden nach sich ziehen. Bis zur vollständigen Zerstörung der Anlage, wenn zum Beispiel Materialien in der Anlage abkühlen und aushärten. Die Spannungsschwankungen werden in der Statistik der Bundesnetzagentur nicht erfasst und ausgewiesen. Hier wird erst ab drei Minuten gezählt. Die Entwicklung der Stromqualität ist aus den nach wie vor guten Zahlen für die Verfügbarkeit von Strom daher nicht ablesbar. Die Netzbetreiber weisen einen Zusammenhang der Stromschwankungen mit der neuen Energiepolitik zurück und verweisen auf Einzelfälle durch Schaltungen in untergelagerten Netzen. Tatsächlich werden derzeit im Rahmen der Netzeingriffe durch die Netzbetreiber vor allem erneuerbare Energien zum Beispiel bei Starkwinden aus dem Netz genommen, um Überlastungen der Netze zu vermeiden. Eine mögliche Erklärung für die Störungen sind durch die neue Energiepolitik erforderliche Umbaumaßnahmen im gesamten Stromnetz. Aus der IT kennen wir den Spruch "never change a running system". Durch Baumaßnahmen können regional begrenzte Störungen in der Stromversorgung auftreten, wie auch der berühmte "Baggerbiß". Auch das ein oder andere Tier hat bereits durch einen Einbruch in ein Umspannwerk lokale Stromausfälle herbeigeführt. Als Unternehmen ist es daher wichtig nicht nur für den Ausfall von Strom durch eine Netzersatzanlage vorzubeugen, sondern auch Vorsorge für die "Netzwischer" zu treffen. Alte Schaltanlagen können schlichtweg zu langsam sein für die Unterbrechungen im Millisekundenbereich.

Aktueller Nachtrag:

Manchmal sind auch nur schusslige Autofahrer Schuld.

Skandinavier müssen nach Sturm Weihnachten im Dunkeln und bei Kerzenschein zubringen

Sturmtief "Dagmar" hat in Schweden, Norwegen und Teilen Finnlands am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Stromausfällen bei rund 200.000 Haushalten geführt. Die Bewohner wurden aufgefordert in den Häusern zu bleiben. Der Verkehr ist auf Grund des stärksten Unwetters der vergangenen Jahre teilweise zusammengebrochen.

Stromausfall der Berliner S-Bahn verursacht Schaden von 35 Millionen Euro

Die TU Berlin hat ein einer Studie den volkswirtschaftlichen Schaden des Ausfalls der Berliner S-Bahn nach einem mißglückten Notstromtest ermittelt. Die rund drei Stunden Ausfall haben laut der Studie einen volkwirtschaftlichen Schaden von 35 Millionen Euro verursacht. Der größte Teil des Schadens entstand durch Ausfallzeiten der Mitarbeiter als Arbeitskraft und Entschädigungsleistungen der Bahn. „Der Störfall führt die eminent hohe Bedeutung einer zuverlässigen Stromversorgung vor Augen“, so die TU Berlin zu der Studie.

[tagesspiegel]

Die Folgen eines längerandauernden überregionalen Stromausfalls wurden auch in dieser Studie untersucht - mit ernüchternden Erkenntnissen.

Strom- und Personalausfälle bei der Berliner S-Bahn

Die Berliner S-Bahn sollte eigentlich krisenerprobt sein, nach all den Zwischenfällen in diesem Jahr. In der vergangenen Woche wurden die Fahrgäste des ÖPNV in Berlin allerdings erneut auf eine harte Probe gestellt. Am Donnerstag fiel im zentralen Stellwerk in Berlin-Halensee der Strom aus. Ausgerechnet die Überprüfung der Notstromversorgung führte zum Stromausfall, nachdem auch die Reservesysteme ausgefallen waren. Aufgrund des Stromausfalls schalteten die Signale aus Sicherheitsgründen im Westen der Stadt auf Rot. Nichts ging mehr bei den S-Bahnen. Nur Busse, U-Bahnen und Trams waren noch unterwegs, konnten aber die liegengebliebenen Menschenmengen nicht bewältigen. Erst am Nachmittag normalisierte sich der Verkehr wieder. Kaum war dieser Notfall überstanden, wartete schon die nächste Herausforderung am Freitag auf die Bahn als Betreiberin der S-Bahn. Mehrere Fahrer waren am Freitag kurzfristig erkrankt. Fünf S-Bahnlinien konnten durch die Personalengpässe nur eingeschränkt bedient werden. Fahrzyklen wurden verlängert und Strecken verkürzt gefahren. Vermutlich hatte der Stress des vorangegangenen Notfalls durch den Stromausfall so manchen Fahrer an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gebracht. Durch die, laut Aussage der Bahn ohnehin knappe Personaldecke, konnten die Personalausfälle nicht abgefedert werden.

Steht die deutsche Stromversorgung vor dem Kollaps?

Die welt online schürt Angst mit einem Aufmacher-Bild dunkler Strassen und dem Titel "Deutschland an der Schwelle zum Blackout". Auf der einen Seite vermeldet die Bundesnetzagentur nach wie vor hervorragende Zahlen für die Versorgungssicherheit bei Strom und Gas, auf der anderen Seite meldet die Bundesnetzagentur, dass die Stromnetze durch den Ausbau der dezentralen Energieerzeugung und der Abschaltung der acht AKW an ihre Grenzen gekommen sind: " Die Entwicklung der Elektrizitätserzeugung war im Jahr 2010 erneut durch eine deutliche Zunahme von Erzeugungskapazitäten auf Basis erneuerbarer Energieträger geprägt. Hinzu kam im Frühjahr 2011 die Stilllegung von acht Kernkraftwerken. Sowohl dieser Wegfall von dargebotsunabhängiger Erzeugung als auch die Integration der erneuerbaren Energien stellen besondere Anforderungen an die Netzbetreiber, weshalb der Ausbau der Netze das "Gebot der Stunde" ist. So zeigt der Monitoringbericht 2011, wie auch Berichte der Bundesnetzagentur zu den Auswirkungen des Kernkraftausstiegs auf die Übertragungsnetze, dass die Netze durch die Vielzahl der in den letzten Jahren zu erfüllenden Tranportaufgaben und die Veränderung der Erzeugungsstruktur am Rand der Belastbarkeit angekommen sind" (Monitoringbericht 2011, Bundesnetzagentur, pdf/3 MB). Die Deutsche Energie-Agentur dena untersucht daher in einer neuen Studie den notwendigen Anpassungsbedarf der Stromverteilnetze auf Nieder-, Mittel-und Hochspannungsebene bis zum Jahr 2030.

Die Bundesnetzagentur kommt zu dem Fazit, dass die derzeitige Situation im Netzbereich zwar beherrschbar ist, jedoch häufigere Eingriffe der Netzbetreiber in den Systembetrieb erfordert. An 129 Tagen im Jahr 2010 waren marktbezogene Maßnahmen des Engpassmanagements durch die Netzbetreiber erforderlich.

Marktbezogene Eingriffe sind im § 13 EnWG geregelt:

Lässt sich eine Gefährdung oder Störung durch netzbezogene Maßnahmen nicht oder nicht rechtzeitig beseitigen, so ist der Netzbetreiber berechtigt und verpflichtet, sämtliche Stromeinspeisungen, Stromtransite und Stromabnahmen den Erfordernissen eines sicheren und zuverlässigen Betriebs anzupassen oder diese Anpassung zu verlangen (§13.2 EnWG).

Der Netzbetreiber 50Hertz berichtet auf seiner Internetseite über Maßnahmen nach §13 EnWG. Maßnahmen nach §13.2 beinhalten auch Abschaltungen von Erzeugern wie auch von Abnehmern, um die allgemeine Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten. Bei den Maßnahmen nach §13.2 EnWG, die von 50Hertz für das Jahr 2011 berichtet werden, handelt es sich vornehmlich um Eingriffe auf Grund von Spitzenwerten bei der Windenergieerzeugung. Wegen der Überlastung der Netze wurde die Erzeugung von Windenergie gedrosselt, d.h. es wurden Lieferspitzen aus dem Netz genommen. Zu Abschaltungen von Abnehmern wegen einer Unterversorgung ist es nicht gekommen. Zustände wie in anderen Ländern mit zeitweisen und regionalen Abschaltungen der Stromversorgung, wie es zum Beispiel im aufstrebenden Südafrika der Fall ist, sind uns (noch) fremd. Wir verfügen noch über eine stabile Netzinfrastruktur und Berichte über Millionen Haushalte ohne Strom, wie sie regelmäßig aus den USA gemeldet werden, sind uns fremd. Der weitere notwendige Ausbau der Netze scheitert jedoch vornehmlich an langjährigen Genehmigungsverfahren für die neuen Trassen. Alle möchten für 19 Euro in den Urlaub fliegen und frische Speisen aus fernen Ländern genießen, doch niemand will den hieraus entstehenden Fluglärm ertragen. Genauso beliebt sind Hochspannungsleitungen im eigenen Sichtfeld. Hier muss ein Umdenken stattfinden, sonst kommt der Strom tatsächlich nicht einfach mehr nur aus der Steckdose und auch wir müssen im Baumarkt für Stromaggregate Schlange stehen.

Durchschnittliche Unterbrechung von 14,9 Minuten bei der Stromversorgung 2010

Die Bundesnetzagentur ermittelt jährlich den sogenannten SAIDI-Wert zur Versorgungszuverlässigkeit von Strom und Gas. Der SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index) zählt die Zeit ungeplanter  Unterbrechungen für Strom und Gas. Die Unterbrechungen werden gezählt, wenn sie länger als drei Minuten dauern, ungeplant sind und keine höhere Gewalt wie Naturkatastrophen als Ursache vorliegen.

Laut Pressemitteilung der Bundesnetzagentur liegt dieser SAIDI-Wert beim Strom für das Jahr 2010 bei 14,90 Minuten (2009: 14,63 Minuten) und für die Gasversorgung bei 1,25 Minuten (2009: 1,88 Minuten).

Für 2010 meldeten 890 Elektrizitätsnetzbetrieber ca. 206.000 Versorgungsunterbrechungen für 963 Netze. 720 Betreiber von Gasnetzen meldeten 73.700 Unterbrechungen.

 Die Zahlen von 2006 sind dem Artikel in den bcm-news zu entnehmen.

Quelle: Bundesnetzagentur

Stromstörung Ursache für den Totalausfall des Sendebetriebs von ZDF am Samstag abend

Das ZDF scheint mit der eigenen Stromversorgung auf Kriegsfuß zu stehen. Erneut war die Stromversorgung Ursache für einen Ausfall des Sendebetriebs. Diesmal mitten in der Primetime am Samstag Abend:

"Nach derzeitigem Kenntnisstand war eine Störung im Bereich der Stromversorgung des Sendezentrums die Ursache für die Programmunterbrechung." so das ZDF per twitter.

Bereits im Juli und im März vergangenen Jahres kam es zu Ausfällen wegen der Stromversorgung. Das Notstromkonzept des Senders in Mainz scheint noch deutlich verbesserungsfähig zu sein.

Seit drei Tagen massive Stromausfälle in Chile

Die überregionalen schweren Stromausfälle in Chile setzen sich seit drei Tagen fort. Immer wieder sind andere Landesteile von den Ausfällen betroffen. Am Montag war der Norden des Landes betroffen, am Sonntag die Hafenstadt Valparaiso. Die Ursache für die Stromausfälle sind nach wie vor nicht eindeutig identifiziert. Das Leitungsnetz ist jedoch veraltet und gilt daher als eine der möglichen Ursachen. Energieminister Rodrigo Alvarez drohte den verantwortlichen Unternehmen mit Bestrafung und forderte Investitionen in das Leitunsgnetz.