Strom – das komplexe Lebenselixier

Derzeit wird als Folge des Nuklearunfalls in Japan viel über die Notwendigkeit der Kernkraft für die Stromversorgung diskutiert. Die Abschaltung der AKWs im Rahmen des Moratoriums hat gezeigt, dass europaweit ein ausreichend grosses Angebot an Strom vorhanden ist, um diese Lücke zu decken. In der heftig geführten Diskussion um die Kernenergie gehen leider die für das Business Continuity Management zentralen Aspekte oftmals verloren. Neben dem spektakulären, aber eher unwahrscheinlichen Szenario, dass die Lichter (und noch viel mehr) ausgehen, weil zu wenig Strom erzeugt wird, sind es für die praktische Versorgungssicherheit der Unternehmen eher die Netzstörungen im Millisekundenbereich, die zu Unterbrechungen und Ausfällen führen. Die Anzahl dieser kurzfristigen Netzstörungen im Millisekundenbereich ist deutlich höher als die Anzahl von Netzausfällen, die länger als eine Sekunde anhalten. Diese “Netzwischer”, ausgelöst durch Spannungsschwankungen im Netz, können leicht zu massiven Störungen in Schaltanlagen, zu Rechnerabstürzen und Beschädigungen in den Anlagen der Stromversorgung führen. Die Ursache dieser “Netzwischer” sind lokale Spannungsschwankungen durch Störungen im Stromübertragungsnetz oder abrupte Lastwechsel bei Vebrauchern im Netz.

Das westeuropäische Stromnetz ist auf eine Frequenz von 50 Hertz ausgelegt. Schwankungen in der Energieeinspeisung, zum Beispiel durch starke Winde bei der Windenergie, oder im Verbrauch durch Großabnehmer würden sich sofort in Form Schwankungen auf diesen Nennwert auswirken. Erlaubt ist jedoch nur eine Abweichung von 0,5 Hertz von diesem Nennwert. Um diese Stabilität im Stromnetz  gewährleisten zu können, wird die sogenannte Regelleistung eingesetzt. Sie besteht aus Kraftwerken, die innerhalb von Sekunden Strom im Netz bereitstellen können, um Spannungsschwankungen auszugleichen. Die Regelleistungen werden von Pumpspeicherwerken, Gaskraftwerken oder Dampfkraftwerken erbracht, die sekundenschnell auf Volllast geracht werden können. Entscheidend für die Sicherheit und Stabilität der Stromversorgung ist daher neben der Verfügbarkeit von ausreichend Primärenergie die Verfügbarkeit von Regelleistungen und ein ausreichend dimensioniertes Stromnetz im Höchst- und Hochspannungsbereich. “Netzwischer” im lokalen Netz können trotzdem niemals ausgeschlossen werden. Eine Absicherung der Stromversorgung gegen Störungen und Ausfälle besteht daher aus USV-Systemen, die die auftretenden “Netzwischer” filtern und kurzfristig einen Netzausfall überbrücken sowie Notstromversorgungen in Form von Notstromaggregaten um kurz- oder längerfristige Stromausfälle überbrücken zu können. Vom Funktionieren dieser zum Teil hochkomplexen Anlagen und Schaltungen hängt die Sicherheit der Stromversorgung in Unternehmen ab. Entsprechend dieser Bedeutung gehören natürlich entsprechende Tests und Übungen dieser Anlagen zum regelmäßigen Pflichtprogramm. Nicht nur regelmäßige Test des Notstromdiesels gehört hierbei zum Testprogramm sondern vielmehr auch das Zusammenspiel zwischen Stromnetz, USV und Notstromversorgung / Netzersatzanlage.