Die Öl-Ausfuhren aus Libyen sind wegen der Aufstände und schlechten Wetters offenbar vollständig zum Erliegen gekommen. Auch die Produktionskapazitäten sind deutlich reduziert. Ein Teil der Ölproduktion liegt jetzt in den Händen von Regionalfürsten. Um nicht die Falschen zu bestrafen, will die EU kein Einfuhrverbot für libysches Öl verhängen, so EU-Energiekommissar Günther Oettinger.
Währenddessen springt das ölreichste Land der Welt Saudi-Arabien für die Liefer-Ausfälle des viel kleineren Lieferlandes Libyen ein.
Am vergangenen Samstag wurden 133 Europäer in einer geheimen Mission aus Libyen ausgeflogen. Das Auswärtige Amt schätzt, “dass sich noch etwa 100 Deutsche in Libyen aufhalten, die Hälfte davon im Landesinneren”.
“Es wird versucht, sie mit Flugzeugen, Marineschiffen oder auf dem Landweg zu evakuieren.”
Wie alle Regierungen hatte auch Gaddafi sein persönliches Continuity Management für den Fall eines Krieges oder gar atomaren Angriffs. Hierzu gab es unterhalb des Präsidentpalastes eine Bunkeranlage. Die Revolution in Libyen haben jetzt Einblicke in diese Anlage gewährt. Von AlJazeera gibt es ein youtube-Video des Bunkers.
In einer geheimen Mission hat die Bundeswehr mit zwei Transall-Maschinen 133 Europäer aus Libyen herausgeholt. Gemeinsam mit einer weiteren britischen Maschine wurden die Personen, darunter 50 Deutsche, von einem Ölfeld im Südosten Libyens evakuiert. Die Aktion startete von Kreta aus und wurde von einer Spezialeinheit der Bundeswehr durchgeführt, die bereits in Afghanistan im Einsatz war.
Laut Aussage eines nicht genannten Mitarbeiters eines libyschen Öl-Termins läuft die Arbeit im Terminal normal in drei Schichten weiter. Allerdings seien 50 Prozent des Managements abwesend.
Trotzdem galoppieren angstgetrieben die Preise am Ölmarkt und natürlich insbesondere an den Tankstellen.
Während einer verwirrten und aggressiven Live-Ansprache des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi im staatlich kontrollierten TV aus einem schwer beschädigten Gebäude laufen die Evakuierungsmaßnahmen auf Hochtouren. Ein britisches Kriegsschiff hat vor der Küste Libyens Stellung bezogen, um die Ausreise der britischen Staatsbürger zu unterstützen. Die Lufthansa fliegt mit größeren Maschinen nach Tripolis, um Bundesbürger zurückholen zu können. Zusätzlich ist eine Sondermaschine unterwegs. Es sollen sich noch rund 400 Bundesbürger in Libyen aufhalten. Gaddafi kündigt an, das Land nicht verlassen zu wollen, sondern lieber als Märtyrer sterben zu wollen. Medien berichten über hunderte Söldner, die von Libyen im Ausland angeheuert wurden, um die Unruhen gewaltsam niederzuschlagen. Dies passt zu den Inhalten der ausschweifenden Rede Gaddafis, in der er ein Massaker ankündigt, wenn die Aufständischen ihre Waffen nicht niederlegen. Nach dieser Rede, darf es keinen Zweifel geben, dass die internationale Staatengemeninschaft hier ein Massaker eines Despoten gegen sein eigenes Volk verhindern muß.
Aufgrund der aktuellen Lage in Libyen, hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für Libyen ausgesprochen. Lufthansa beobachtet die Situation vor Ort. Um möglichst viele Gäste aus Tripolis nach Frankfurt fliegen zu können, setzt Lufthansa statt der sonst üblichen A320 einen Airbus A340-600 mit rund 300 Plätzen ein.
Die Lage in Libyen eskaliert. Obwohl es kaum direkte Medienberichte aus dem Land gibt und das Internet nur eingeschränkt verfügbar ist, kommen immer bedrückendere Nachrichten aus dem Land. Außenminister Guido Westerwelle hat vor Reisen in das Land gewarnt und alle Bundesbürger, die sich noch in Libyen aufhalten, zur Ausreise aufgefordert. Von den ersten Unternehmen wird bekannt, dass sie Rückholaktionen ihrer Mitarbeiter aus Libyen durchführen. Hierzu gehören die deutschen Unternehmen Siemens, RWE, BASF, Wintershall und Bilfinger Berger. Die Lage stellt sich in Libyen etwas anders dar als in den anderen nordafrikanischen Staaten, in denen in jüngster Zeit Unruhen ausgebrochen sind. Die Erdöl- und Erdgasexploration und -produktion erfolgt in Form internationaler Joint Ventures mit der verstaatlichten Erdöl- und Erdgasindustrie des Landes. Ausländische Experten unterstützen insbesondere bei der Exploration neuer Vorkommen, aber auch bei der Förderung von Erdöl und Erdgas. Libyen hat einen Anteil von zwei Prozent der weltweiten Ölförderung, ist jedoch Deutschlands drittgrößter Lieferant von Erdöl. Italien erhält Erdgas über eine Pipeline aus Libyen. Die Angst vor Lieferausfällen führt bereits zu einem starken Anstieg des Ölpreises und hat damit unmittelbare Auswirkungen auf die internationale Wirtschaft.
Nach Tunesien, Ägypten und dem Jemen haben die Unruhen jetzt auch Libyen erreicht. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten, Polizisten und Gaddafi-Anhängern kam es zu Verletzten.
Wie bereits in Tunesien und Ägypten organisieren sich die Demonstranten über Facebook und Twitter. Auch länderübergreifend werden Taktiken zur Durchführung der Demonstrationen ausgetauscht und die Bewegung organisiert. Damit erhalten die Demonstrationen eine neue Qualität. Statt spontaner Kundgebungen entsteht schnell eine gut organisierte Widerstandsbewegung. Aus der Not bleibt den Regimes dann nur noch das Mittel der Internetabschaltung und Löschen von Facebook-Accounts.
Libyen stand 2009 an vierter Stelle der deutschen Rohöllieferanten nach Russland, Norwegen und dem Vereinigten Königreich. Umgekehrt zählt Deutschland zu den Hauptabnehmern libyschen Öls, von dessen Förderung nahezu die gesamte Volkswirtschaft des Landes abhängt. Die National Oil Corporation (NOC) ist über zahlreiche Verträge zur Exploration und Produktion mit ausländischen Ölfirmen verbunden.
Insofern kommt der Stabilität des Landes eine besondere Bedeutung für die nationale und internationale Rohölversorgung zu.
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