Poster für die Business Continuity Awareness Week 2016

Vom 16. bis 20. Mai findet dieses Jahr wieder die Business Continuity Awareness Week “BCAW” statt. Die Woche ist dazu da, das Bewusstsein für Business Continuity Management in den Organisationen zu stärken. Das Business Continuity Institute bietet in dieser Woche auf der Webseite BCAW2016 zahlreiche hochwertige und kostenfreie Webinare internationaler Referenten zu BCM an. Zur Unterstützung der Awareness-Kampagne gibt es auch in diesem Jahr wieder Poster. Diese können kostenfrei in unterschiedlichen Formaten von der Seite heruntergeladen werden und dürfen Büros und Gänge schmücken.

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BCM-Wiki

Umfrage: Zusammenarbeit im Rahmen von Lieferkettenunterbrechungen

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Vermeidung und die schnellstmögliche Behebung von Lieferkettenunterbrechungen sind schon heute wesentliche Erfolgsfaktoren europäischer Unternehmen im globalen Wettbewerb. Der Ausfall wichtiger Lieferanten kann zu Produktionsausfällen mit verheerenden finanziellen Konsequenzen führen. Viele Beispiele zeigen, dass die Art und die Güte der Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen bei einer Unterbrechung ein zentraler Faktor dafür ist, wie schnell sich die Lieferkette erholt.

Die Forschungsgruppe Produktions- und Logistiknetzwerke an der Jacobs University Bremen untersucht im Rahmen einer Doktorarbeit, wie Unternehmen heute bei Lieferkettenunterbrechungen zusammenarbeiten.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen als Branchenexperte in einer kurzen Umfrage (ca. 15 Minuten) mit uns teilen würden. Den Link zur Umfrage finden Sie hier: http://ww2.unipark.de/uc/Jacobs-University-F/

Gerne stellen wir Ihnen die Ergebnisse in Form einer Benchmark-Studie im Anschluss kostenlos zur Verfügung. Dazu können Sie am Ende der Umfrage Ihre Kontaktdaten angeben. Die Analyse selbst erfolgt anonymisiert.

Vielen Dank für Ihr Mitwirken.

Mit freundlichen Grüßen

Marie Brüning

Research Associate, PhD Student

Department of Mathematics and Logistics

Wachsende Bedeutung von “non property damage risks”

Risiken, die keine physischen Schäden verursachen, aber trotzdem zu finanziellen Schadensfolgen für das Unternehmen führen, nehmen zu. Zu diesen Risiken gehören zum Beispiel Schäden durch Cyber Attacken oder geo-politische Risiken. Die finanziellen Schäden in Folge von Reputations- und Imageverlusten übersteigen mittlerweile die direkten Kosten durch Cyber Attacken. Dies ist ein Ergebnis des Allianz Risk Barometer 2015. Über 500 Risikomanager in mehr als 40 Ländern wurden für die Studie befragt. Geschäftsunterbrechungen auf Grund von physischen Schäden wie Feuer, Explosion oder Naturkatastrophen sowie Unterbrechungen der Lieferkette dominieren jedoch nach wie vor die Risikolandschaft. Insbesondere die stark wachsende internationale Vernetzung der Wirtschaft schlägt sich in den Risiken nieder. Der legendäre “umgefallene Sack Reis in China” kann mittlerweile auch hierzulande über die eng verflochtenen Lieferketten einen Tsunami auslösen. Business Continuity Management und Transparenz der Lieferkette um diese Risiken zu reduzieren ist trotzdem bei vielen Unternehmen noch Fehlanzeige. “Collaboration between different areas of the company – such as purchasing, logistics, product development and finance – is necessary in order to develop robust processes which identify break points in the supply chain. Supply chain performance management analysis can enable early warning systems to be created, ” so Volker Muench, Global Practice Group Leader, AGCS Property Underwriting in der Studie. Und da waren sie wieder, die Silos, die es aufzubrechen gilt.

Was bedeutet dies für das Business Continuity Management? Die klassischen BCM-Risikoszenarien wie Ausfall von Gebäuden, Personal oder IT bleiben von Relevanz. Weitere Szenarien, die non property damage risks abbilden, müssen im Business Continuity Management stärker berücksichtigt werden. Die Frage ist, wie muss eine Business Impact Analyse und eine Notfallplanung aussehen, die eine angemessene Reaktion ermöglicht. Fakt ist, dass die Anforderungen an Reaktions- und Wiederanlaufzeiten bei diesen Risiken deutlich kürzer werden, als wir sie häufig für die klassischen BCM-Szenarien in der Business Impact Analyse abbilden. Kritischer Erfolgsfaktor für die Bewältigung dieser Szenarien ist eine schnelle Reaktion und Kommunikation – sowohl intern als auch intern. Aspekte, die auch in Tests und Übungen für das BCM und Krisenmanagement berücksichtigt werden müssen. Übungen, die eine Cyber-Attacke simulieren, zeigen diesen Effekt allen Beteiligten deutlich auf. Dynamik, Zeit- und Entscheidungsdruck sind ungleich höher als bei den klassischen BCM-Szenarien. Da hilft nur üben, denn leider ist die Wahrscheinlichkeit von einer Cyber-Attacke getroffen zu werden sehr hoch und  sei es nur wie im Falle des Ludwigsluster Wurstfabrikanten, dessen Mail-Adresse zum Versand von Malware missbraucht wurde. Empörte und hilflose Opfer des Cryptolockers legten daraufhin durch Anfragen und Beschwerden die Infrastruktur des Unternehmens für mehrere Stunden lahm.

Vom schwierigen Verhältnis zwischen Business Continuity Management und Organizational Resilience

Vor einigen Jahren tauchte der Begriff “Resilience” in der klassischen Business Continuity Welt auf und Nichts war mehr so wie es vorher war. BCM war out und altmodisch, Resilience in und hip. Keine Konferenz, kein Artikelbeitrag ohne das magische Wort “Resilience”. Weiterlesen…

Nicht “ob”, sondern “wann” ist die Frage

Schaut man sich die Liste der erfolgreichen Hacks der jüngsten Vergangenheit an, wird schnell klar, dass es jedes Unternehmen irgendwann treffen kann. Eine hundertprozentige Sicherheit kann kein Unternehmen auch nicht mit immensem personellem und finanziellem Aufwand sicherstellen. Der normale Geschäftsbetrieb muss ja noch gewährleistet bleiben und die Unternehmen werden weiter Menschen beschäftigen, die das schwächste Glied in der Abwehrkette darstellen. Wie schnell ist auf einen Link in einer Mail geklickt …

Auf der anderen Seite ist der Business Case für Cyber-Kriminelle hochattraktiv. Mit der Verschlüsselungssoftware Cryptowall Ransomware hat eine Hackergruppe alleine in diesem Jahr rund 325 Millionen US-Dollar an Erpressungsgeldern eingenommen, das sind nahezu eine Million US-Dollar täglich. Neben der Erpressung des Unternehmens winken mit dem Verkauf der erbeuteten Daten weitere lukrative Einnahmen. Für einen Kreditkartendatensatz aus der EU sind dies immerhin 25 bis 45 US Dollar, wie McAfee Labs in seiner Analyse “The Hidden Data Economy” ermittelte. Wenn das kein attraktives Geschäftsmodell ist! Wir müssen daher davon ausgehen, dass dieses Geschäftsmodell der Cyber-Erpressung weiter wachsen wird, denn auch Cyber-Kriminelle denken und handeln streng ökonomisch. Betroffen von diesem “Geschäftsmodell” sind gerade auch kleine und mittelständische Unternehmen.  Die eingeforderten Beträge sind für die Betroffenen verkraftbar kalkuliert und so ist es auch für viele Unternehmen betriebswirtschaftlich sinnvoller der Erpressung nachzugeben und das Geld zu bezahlen. Das ökonomische Kalkül der Erpresser geht also auf. Sogar das FBI kapituliert vor diesen Methoden und empfiehlt, das Lösegeld an die Erpresser zu bezahlen.

Das objektive Risiko Opfer einer solchen Cyber-Erpressung zu werden ist hoch. Nicht “ob” ist die Frage, sondern “wann”. Doch was können Unternehmen tun, um auf den “Tag X” vorbereitet zu sein. Sich auf die IT-Security zu verlassen ist zu wenig. Die Kollegen machen einen tollen Job, doch einen Rundum-Schutz für ein sorgloses Leben und Arbeiten können sie nicht gewähren. Im Zweifel sind die kriminellen besser ausgestattet und technisch überlegen.

Daher müssen die Verteidigungslinien im Unternehmen mehrfach gestaffelt werden:

  • 1. Verteidigungslinie: Awareness bei den Mitarbeitern
  • 2. Verteidigungslinie: Technische Maßnahmen durch die IT-Security
  • 3. Verteidigungslinie: Business Continuity Pläne für diese Szenarien (Bsp. Nicht-Verfügbarkeit kritischer Daten und Anwendungen)
  • 4. Verteidigungslinie: IT Service Continuity Management für die Wiederherstellung kritischer Daten und Systeme
  • 5. Verteidigungslinie: Krisenmanagement für die planvolle Steuerung durch die Krise.

Dies zeigt, Cyber-Kriminalität mit seinen potentiellen Auswirkungen auf kritische Geschäftsprozesse ist nicht nur ein Thema der IT-Security. Mitarbeiter, IT-Security, BCM, ITSCM und Krisenmanagement müssen “Hand in Hand” funktionieren, um ein solches herausforderndes Szenario bewältigen zu können.

Die Angriffe sind mittlerweile so ausgeklügelt, dass eine Verteidigungslinie bei weitem nicht ausreichend ist. So sind Mails mit Links zu Malware mittlerweile täuschend echt gebaut. Die Adressaten der Mails werden namentlich angesprochen und der Inhalt der Mails passt perfekt in den Arbeitskontext der Adressaten. Die technischen Möglichkeiten der Cyber-Kriminellen sind durch den Business Case nahezu unerschöpflich. Damit im Fall der Fälle das Business weiter läuft benötigt es die Verteidigungslinien BCM, ITSCM und Krisenmanagement. Allerdings sind gerade für diese Szenarien Pläne nicht ausreichend. Gerade hier gilt üben, üben, üben. Denn die Bedrohungsszenarien ändern sich laufend genauso wie sich elektronische Vertriebskanäle und schützenswerte Daten ändern. Wofür die IT-Security Penetrations-Tests einsetzt, nutzen BCM, ITSCM und Krisenmanagement Tests und Übungen. Schnelles und richtiges Handeln in diesen Bedrohungsszenarien muss ständig geübt werden, so wie Piloten im Simulator regelmäßig die Notfallverfahren üben bis sie tief im Gehirn verankert sind und im Notfall automatisiert abgespult werden können.

be prepared

Ihr Matthias Hämmerle

Der Erpresserbrief ist geschrieben

keine Sorge, nur für die anstehende Krisenstabsübung. Mit dem Szenario einer Erpressung sollte sich jedes Unternehmen einmal auseinandersetzen. Suchen Sie im Internet doch einfach einmal nach dem Stichwort “DD4BC” oder schauen Sie sich diese Risikoanalyse an. Betroffen sind bei weitem nicht nur bekannte Großunternehmen. Insbesondere sind auch kleine und mittelständische Unternehmen betroffen. Die Beträge sind relativ klein und viele Unternehmen werden die Publicity und den Gang zur Polizei scheuen und den geforderten Betrag zähneknirschend bezahlen, in der Hoffnung dann Ruhe zu haben. In dieser Situation ist die Zeit knapp und schnelles zielgerichtetes Handeln gefragt. Ohne Vorbereitung und Übung passieren schwerwiegende Fehler. In einer Checkliste sollten die wichtigsten Schritte festgehalten werden und ein Beratungsgespräch bei der Polizei hilft den richtigen Kontakt im entscheidenden Moment zu finden.

Checklisten für den Notfall

Dieser Artikel über Checklisten beinhaltet ein beeindruckendes Beispiel über die Wirksamkeit von Checklisten. In neun Krankenhäusern in Michigan wurden einfache Checklisten mit eingeführt, um die Anzahl von Infektionen in Intensivstationen zu verringern. Die Checklisten waren nicht umfangreich und enthielten eigentlich selbstverständliche Punkte, wie das Desinfizieren der Hände. Durch die Einführung der Checklisten in Verbindung mit Trainingsmaßnahmen konnte die Anzahl der Infektionen um 66 Prozent verringert werden. Obwohl die Inhalte der Checklisten den Ärzten eigentlich geläufig waren, wurde im Arbeitsalltag dann doch immer wieder der eine oder andere Punkt übersehen – mit zum Teil tödlichen Folgen durch Infektionen.

Welche Schlüsse lassen sich hieraus für das Business Continuity Management ziehen?

Bei dem Eintritte eines Notfalls können wir nicht erwarten, dass eigentlich selbstverständliche Aktivitäten unternommen werden. Die Aufregung, vielleicht sogar Panik, ist groß. Es herrscht eine große Verunsicherung über die Situation und viele Menschen sind betroffen und beteiligt. Im ersten Moment gibt es noch keine klare Hierarchie, der Krisenstab ist noch nicht besetzt und es gibt keine oder widersprüchliche Anweisungen von unterschiedlichen Kompetenzträgern. Gerade die ersten Momente in einem Notfall sind jedoch häufig der kritische Erfolgsfaktor dafür, wie erfolgreich ein Notfall bewältigt und Schaden minimiert werden kann. Gerade in dieser Situation sind Checklisten ein besonders wirksames Hilfsmittel. Sie stellen sicher, dass die Beteiligten einen Handlungsleitfaden haben und wichtige Aktivitäten in der Hektik nicht vergessen werden. In vielen Situationen mit hohem Risiko oder auch hohen Qualitätsanforderungen werden Checklisten eingesetzt. Piloten nutzen Checklisten, auch wenn sie diese im Schlaf herunterbeten könnten. Doch Vergessen ist menschlich.

Zu einem guten Notfallhandbuch gehören daher auch kompakte abarbeitbare Checklisten für die zentralen BCM-Szenarien. Es gibt zahlreiche Varianten, wie solche Checklisten gestaltet und technisch umgesetzt werden können. In dem oben zitierten Artikel sind einige Tools benannt. Aber auch mit den Standard Office-Produkten Word und Excel lassen sich hervorragend Checklisten erstellen. Daneben können visuelle grafische Ablaufpläne in Form von Flowcharts hilfreich sein.

Die eigentliche Übung liegt jedoch in der Erstellung der Checklisten selbst. Im ersten Wurf wird die hundertprozentige Lösung selten gelingen. Durch Tests und Übungen, in denen die Checklisten als Grundlage verwendet werden, erhalten die Checklisten den letzten Schliff und die Beteiligten üben den Umgang mit den Formularen.

Ein Beispiel Template Notfallplan Checkliste (word) habe ich diesem Artikel beigefügt. Es ist nur ein Beispiel und ich freue mich auf Rückmeldungen von Ihnen. Welche Erfahrungen haben Sie mit Checklisten gesammelt? Haben Sie ein bewährtes Template? Was ist bei den Checklisten zu beachten?

be prepared

Matthias Hämmerle

Der Spickzettel für den Notfall

Hand auf´s Herz: haben Sie schon einmal einen Spickzettel geschrieben? Für eine schwierige Prüfung oder eine freie Rede? Prima – dann haben Sie schon den ersten echten Notfallplan erstellt und Sie wissen worauf es dabei ankommt.
Spickzettel müssen für den Einsatz genau die richtigen Informationen parat haben. Sie müssen klein und handlich sein, damit man sie gut transportieren und verbergen kann. Der wenige verfügbare Platz muss optimal genutzt werden. Lange Romane verbieten sich. Stichworte sind Trumpf. Vie Zeit und Energie steckt in der Vorbereitung für einen guten Spickzettel.
Welche Form sell er haben? Ein kleiner Papierzettel für das Schlampermäppchen oder gar die Informationen versteckt angebracht auf nackter Haut geschrieben? Soll auf den Spickzettel direkt am Platz zugegriffen werden können oder muss der Spickzettel erst aus einem Depot herausgesucht werden? Welche Informationen sollen auf den kleinen handlichen Spickzettel? Die komplizierte mathematische Rechenformel, die historischen Eckdaten oder eine Stichwortliste? Was wird wohl in dieser wichtigen Situation die hilfreichste Information sein? Wie kann der Zugriff auf den Spickzettel gewährleistet werden? Ein kurzer Blick auf den Spickzettel muss genügen, um die wichtigen Informationen aufzunehmen, sonst wäre die ganze Mühe vergebens. Vielleicht es sogar besser, mehrere Spickzettel an unterschiedlichen Stellen zu deponieren? Mit einem perfekten Spickzettel gerüstet geht es dann in die Prüfung – und dann stellt man oftmals fest, dass sich gerade die Information auf dem Spickzettel durch die intensive Vorbereitung so eingeprägt hat, dass der Spickzettel gar nicht mehr nötig ist. Oder es ist in der Prüfung etwas ganz anderes gefragt – dann sind wir aber schon mitten im Thema Krisenmanagement.
Der Notfallplan ist der Spickzettel für den Notfall. Der Platz im Plan ist kostbar. Daher sollten die wichtigsten Informationen im Notfallplan dokumentiert sein. Stichwortlisten, Checklisten, Kontaktdaten. Ein kurzer Blick in den Notfallplan muss genügen. Und wie beim Spickzettel ist die Erstellung des Notfallplans die eigentliche Übung. In einem Notfall sollten die wesentlichen Inhalte des Notfallplans durch den Erstellungsprozess und laufende Übungen bekannt sein. Der Notfallplan dient mit seinen Checklisten dazu sicherzustellen, dass nichts Wichtiges vergessen wird – wie der Spickzettel von früher. Nur eine Herausforderung gibt es beim Notfallplan nicht: die Sorge beim “Spicken” erwischt zu werden. Spicken ist erlaubt und erwünscht! Also, machen Sie sich Ihren Spickzettel für den Notfall. Auch wenn er dann nicht gebraucht wird, gibt er doch ein beruhigendes Gefühl- erinnern Sie sich?
Und was gehört auf den Spickzettel für den Notfall?

Alle wichtigen “W”-Punkte für den Notfallplan:

Notfallteam:
Wer wird im Notfall benötigt?

Erreichbarkeit:
Wie erreiche ich wen?

Notfallprozeduren:
– Wer macht was, mit wem, bis wann, womit?

Kommunikation:
Wer kommuniziert was an wen?

Wiederanlauf:
Wie kommen wir in den Normalbetrieb zurück?

Auf der Themenseite “BCM-Planung” finden Sie weitere Beiträge zu Thema Notfallplanung.

Der Geschäftsfortführungsplan – das mysteriöse Wesen im BCM

BuecherWer schon mal vor der Aufgabe stand, einen Notfallplan (ich nenne dieses Dokument hier einmal pragmatisch so) zu erstellen, hat sicherlich die Erfahrung gemacht, dass sich im Anblick der leeren weiße Seiten plötzlich ganz viele Fragen auftun, die gar nicht so einfach zu beantworten sind. Der hilfesuchende Blick in die BCM-Standards und Gesetze / Normen hilft dann leider nur bedingt, den auch hier gilt der Grundsatz “viele (Standard-)Köche verderben den Brei”.

Nach dem Blick in die Standards hat sich dann leider die Anzahl der Fragezeichen noch vergrößert, statt der erhofften eindeutigen Antworten auf vermeintlich einfache Fragestellungen.

Los geht es schon einmal mit der Frage, wie viele Plandokumente es denn geben soll und wie diese heißen sollen. Als kleine Auswahl für die Namensgebung des Neugeborenen stehen Geschäftsfortführungs- und Wiederanlaufpläne, Notfallpläne, BCM-Pläne, Wiederherstellungspläne, Krisenmanagementpläne zur Auswahl. BSI 100-4, MaRisk, ISO 22301:2012 lassen hier gewaltigen Interpretations- und Gestaltungsspielraum, der vom heldenhaften Verfasser der Pläne aber gerade gar nicht erwünscht ist. Und dann kommt noch die Fragestellung hinzu, was die Wirtschaftsprüfer an Anforderungen an die Dokumentation stellen.

Viel hilft viel, ist dann oftmals der einzig möglich erscheinende Fluchtweg aus diesem Dilemma. In einem Notfall allerdings ist viel ganz schnell viel zu viel und nicht hilfreich – ganz im Gegenteil.

In den BCM-News gibt es einige Artikel als Denkanstoß zu diesem Thema. Die BCM Community wird sicherlich noch so manche Hirnwindung in dieses Thema investieren müssen. Torsten Zacher hat zu meiner großen Freude vor Kurzem das Thema engagiert in einem Gastbeitrag hier in den BCM-News aufgegriffen. Ich möchte für den Denkanstoß auf weitere Artikel hier in den BCM-News hinweisen. Wir freuen uns auf eine rege, kontroverse und konstruktive Diskussion.

Hier ein Auswahl an Artikeln zu diesem Themenkomplex:

Reduktion der Komplexität von Notfallplänen (Torsten Zacher)

Ja mach nur einen Plan … (Matthias Hämmerle)

Was gehört in einen Geschäftsfortführungsplan (Matthias Hämmerle)

Die Phase “Planung” im BCM-Lifecycle (Matthias Hämmerle)

Why Recovery Plans fail (Janco)

Reduktion der Komplexität von Geschäftsfortführungsplänen

Torsten Zacher macht sich aus seiner umfangreichen praktischen Erfahrung im BCM heraus intensive Gedanken um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen an das BCM. Im aktuellen Gastbeitrag für die BCM-News setzt er sich mit den Schwächen der bestehenden Geschäftsfortführungspläne auseinander und gibt praxisorientierte Lösungsansätze für einen wirkungsvollen und adressatengerechten Aufbau der Notfalldokumentationen.

 

Einleitung

 

Die Praxis zeigt immer wieder, dass Geschäftsfortführungspläne (GFP) sehr viele Informationen erhalten, die die Anwender überfordern.

Ein häufiger Kommentar ist immer, dass dieses Dokument in einem Notfall nicht nutzbar ist, da es 50 Seiten umfasst. Viele Informationen werden mehrfach dargestellt. Der Gebrauch ist nicht transparent genug, da nicht alle Mitarbeiter permanent mit gleich hohem Wissensstand zu schulen sind.

Das ergibt gleich die erste Frage: Muss jeder Mitarbeiter alles zum Thema des Notfallmanagements wissen? Alle Mitarbeiter, die keine Rolle in der Notfallorganisation haben, müssen nicht unnötige Informationen erhalten. Allgemeine Informationen über eine Gebäuderäumung/Evakuierung oder auch die Sammelplätze müssen sie selbstverständlich erhalten. Diese Punkte subsumiere ich als klassische Information für die Abwicklung eines Notfalles, ohne das BCM hier federführend tätig sein sollte.

Warum nicht einmal andere Branchen ansehen und die Erfahrungen für die Bearbeitung eines (Not-) Falles nutzen. Ich denke insbesondere an die Checklisten der Piloten. Für jeden Sachverhalt existiert eine eigene Checkliste, insbesondere sind die Aufgaben im “Normalbetrieb” aber auch Notfallsituationen geregelt.

Ebenso besitzt die Kabinenbesatzung (z.B. Purser) im Flugzeug Checklisten, die im täglichen Einsatz sind. Weitere Nutzung finden Notfallchecklisten in der Medizin.

In Situationen, in denen schnell gehandelt werden muss und die Fehlerquote aufgrund der Auswirkungen sehr gering sein muss, finden Checklisten bereits Anwendung.
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Wenn die kritische Ressource “Personal” ausfällt

Dieser Artikel ist im aktuellen BCM-Sonderheft des Sicherheits-Berater erstmalig erschienen.

Im Business Continuity Management (BCM) gibt es vier grundsätzliche BCM-Szenarien, für die im Rahmen der Notfallplanung Vorsorge getroffen wird. Neben dem Ausfall der IT und Telekommunikation, Gebäude sowie Dienstleister ist ein wesentliches BCM-Szenario der Ausfall von Personal zur Durchführung der kritischen Geschäftsprozesse. Das BCM geht in der Planung von der Wirkungsseite aus, da nicht für jede der vielen möglichen Ursachen ein Notfallplan erstellt werden kann. Die Ursachen, die zu einem Personalausfall führen können, sind sehr vielfältig. Sie reichen von einer Erkrankung einer hohen Anzahl an Mitarbeitern (Beispiele hierfür sind Grippe-Epidemien oder Norovirus-Infektionen), der Ausfall von „Kopf-Monopolen“, Streiks der Mitarbeiter bis hin zu Verkehrsbehinderungen der Arbeitswege (zum Beispiel die mehrtägigen europaweiten Flugausfälle durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April 2010). Weiterlesen…

So schnell kann es gehen

Am vergangenen Donnerstag nachmittag ging bei der Telefonzentrale der Firma Wiedemann in Sarstedt ein anonymer Anruf ein. In einer Lagerhalle des Fachlieferanten für Industrie- und Haustechnik mit 1.200 Mitarbeitern würde seit mehreren Tagen eine Bombe liegen. Das Unternehmen ließ daraufhin das Gelände räumen. Die Polizei suchte stundenlang mit Spezialhunden das Gelände ab. Auch der Lieferverkehr der umliegenden Firmen wurde von der Evakuierung unterbrochen. Gegen 17:35 Uhr gab es dann Entwarnung. Rund 250 Mitarbeiter waren von der Räumung betroffen. Die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt.  Wiedemann verfüge über Notfallpläne für solche Ereignisse, so das Unternehmen, wie die HAZ berichtete. Das Unternehmen hatte Glück im Unglück. Alle Aufträge konnten wie geplant erfolgen, twitterte das Unternehmen nach der bösen Überraschung.

Quelle: Wiedemann
Quelle: Wiedemann

 

Bei der Firma Wiedemann ist alles gut ausgegangen. Die Kunden sind trotz des Zwischenfalls bedient worden. Die Kommunikation scheint gut funktioniert zu haben. Und es gab Notfallpläne, die durch die Situation geleitet haben. Ein böser Scherz, ein verärgerter (Ex-) Mitarbeiter und schon steht eine minutiös geplante Produktion für mehrere Stunden still. Es muss noch nicht einmal das Unternehmen selbst betreffen. Auch ein Zwischenfall beim benachbarten Unternehmen kann den eigenen Betrieb lahmlegen.

Wer denkt, in solch einer Situation durch Improvisieren die Lage schon in den Griff zu bekommen, unterschätzt die Komplexität dieser eigentlich einfachen Lage. Das Gelände muss schnell evakuiert werden, Informationsbedürfnisse von Presse und Medien, Kunden, Nachbarunternehmen sowie anderen “interested parties” sind schnell zu befriedigen. Schnell sind hier Minuten, nicht Stunden. Stehen dringende Kundenaufträge mit hohen Konventionalstrafen an? Kann aus anderen Werken oder Lagern beliefert werden? Muss die Versicherung informiert werden? Wer hält den laufenden Kontakt zur Polizei? Was wenn tatsächlich eine Bombe gefunden wird und diese entschärft werden muss?

Gut, wenn eine solche Lage bereits in einem Planspiel im Rahmen des Krisenmanagements vorher schon einmal durchgespielt wurde, Krisen- und Notfallpläne existieren und alle Mitarbeiter ihrer Rolle bewusst sind und professionell vorgehen.

Be prepared …