Die Grippewelle ist in vollem Gange

Mitten in der Hochzeit des Karnevals grassiert die Grippewelle. Das Robert Koch Institut hat einen starken Anstieg der Infektionen festgestellt. Die Infektionsraten sind höher als in den vergangenen Jahren. Insbesondere Nordrein-Westfalen ist stark betroffen. Unter den Erregern ist auch der Schweinegrippe-Virus H1N1, der bereits zu starken Ausbrüchen in Indien geführt hat.

Aktuelle Informationen zum Verlauf der Grippewelle erhalten Sie im GrippeWeb, einem Projekt des RKI.

Das RKI empfiehlt die folgenden Verhaltensmaßnahmen:

“Während der Grippewelle sollte insbesondere auf infektionsvermeidendes Verhalten, wie regelmäßiges und gründliches Händewaschen oder das Abstandhalten zu Personen mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung, geachtet werden. Hierzu gehört auch, dass beispielsweise Großeltern den Besuch bei ihren Enkelkindern verschieben könnten, wenn diese gerade eine akute Atemwegserkrankung haben. Weitere Verhaltenstipps finden Sie unter folgendem Pfad: http://www.wir-gegen-viren.de/content/index/7.”

Schweinegrippe-Impfstoff landet in der MĂŒllverbrennung

Das Haltbarkeitsdatum des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe (H1N1) läuft in den nächsten Wochen ab. Von den an die Länder gelieferten 34 Millionen Dosen Pandemrix des Hersteller Glaxo-Smith-Kline, im Gegenwert von rund 300 Millionen Euro, lagern noch rund 30 Millionen Dosen an geheimen Orten der Bundesländer, wie die FAZ heute in ihrer Printausgabe berichtet. Der Impfstoff muss nun vernichtet werden, da das Haltbarkeitsdatum erreicht ist und die Schweinegrippe-Impfung mittlerweile Bestandteil der regulären Grippe-Impfung ist.  Auch hilfsbedürftige Staaten hatten kein Interesse an dem Impfstoff. So wandern jetzt Impfstoffe im Wert von rund 250 Millionen Euro in die Müllverbrennungsanlagen. Auf den Kosten für die Beschaffung und Vernichtung des Impfstoffs bleiben die Bundesländer sitzen. Der Bund hatte eine Kostenübernahme mehrfach abgelehnt. Auch Unternehmen, die für sich einen eigenen Vorrat des Impfstoffs angelegt haben, müssen sich jetzt um die Entsorgung kümmern. Diese ist mit der Form der Müllverbrennung glücklicherweise weit weniger kostspielig als die Beschaffung. Bleibt zu hoffen, dass aus der Erfahrung mit der ausgebliebenen Schweinegrippe-Pandemie bei der nächsten Pandemie die Situation nicht unterschätzt wird und Maßnahmen nicht oder zu spät getroffen werden.

Verfallsdatum fĂŒr Schweinegrippe-Impfstoff steht an

Für den Schweinegrippe-Impfstoff, den Unternehmen sowie Bund, Länder und Gemeinden im Rahmen der Schweinegrippe-Pandemie 2009/2010 beschafft haben rückt das Verfallsdatum jetzt näher. Im September und Oktober steht für viele der Impfdosen “Pandemrix” der Verfallstermin an. Bundesweit sind ca. 30 Millionen Impfdosen übrig geblieben. Auch viele Unternehmen haben sich einen eigenen Vorrat angelegt. Der Impfstoff muss vernichtet werden, da die Impfung gegen H1N1 mittlerweile in der normalen Grippeschutzimpfung mit enthalten ist. Der Verlust bei den Ländern für den jetzt zu vernichtenden Impfstoff geht in die Millionen.

Hessischer Sozialminister ruft zu Grippeimpfungen auf

Die Grippesaison hat begonnen und es kommt bundesweit vermehrt zu Erkrankungen und auch zu ersten Todesfällen. In Hessen sind mittlerweile zwei Menschen am A(H1N1)-Virus gestorben. Es handelt sich hierbei um zwei Patienten mit chronischen Vorerkrankungen. Ein hoher Anteil der 98 Influenza-Erkrankungen in Hessen seit Jahresbeginn sind H1N1-Fälle. Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner ruft daher in einer Pressemitteilung alle Personen mit einem besonderen Erkrankungsrisiko auf, sich noch gegen die Influenza impfen zu lassen und bei Symptomen sofort zum Arzt zu gehen. Bei der saisonalen Influenza schwankt nach Angaben des RKI die Zahl der Todesfälle zwischen null und 100 bei schwachem Verlauf und bis zu 15.500 Todesfällen bei starken Grippewellen.

LĂ€nder bleiben auf den Kosten fĂŒr den H1N1-Impfstoff sitzen

Auf rund 30 Millionen Dosen Impfstoff gegen den A-(H1N1)v-2009-Virus sind die Länder sitzengeblieben, nachdem die “Schweinegrippe” weit glimflicher als befürchtet verlaufen ist. Die STIKO hatte kürzlich 253 Todesfälle auf Grund der Infektion mit dem Virus gemeldet, darunter ein Großteil mit chronischen Erkrankungen oder Schwangerschaft. Für die anstehende Influenza-Saison gibt es neue Impfstoffe auf Basis der Impfempfehlungen der WHO. Doch wer trägt jetzt die Kosten für den übrig gebliebenen Impfstoff im Wert mehrerer Millionen Euro? Der Bund hatte die Länder zu Vorsorgemaßnahmen für den Schutz der Bürger gedrängt. Da es sich um eine nationale Bedrohung gehandelt hat, erwarteten die Länder eine Beteiligung des Bundes bei den Kosten für dne Impfstoff. Diese Erwartung wurde heute enttäuscht. Die Bundesregierung wird sich nicht an den Kosten beteiligen, da die Zuständigkeit bei den Ländern lag.

In einer vergleichbaren Siuation in der Zukunft wird es auf Grund der während dieser H1N1-Pandemie gemachten Erfahrungen weit mehr Zurückhaltung bei den Maßnahmen geben. Die Gefahr besteht, dass das Pendel dann genau in die verkehrte Richtung ausschlägt und die von den Experten erwartete schwere Pandemie zu spät ernst genommen wird. Dies richtig einzuschätzen wird zu einer großen Herausforderung werden. Zudem dürfte die Motivation für eine Impfung in der Bevölkerung noch weiter abgenommen haben.

WHO beendet die H1N1-Pandemie

“The world is no longer in phase 6 of influenza pandemic alert. H1N1 is in postpandemic period”, so die Entscheidung der WHO nach einer Telefonkonferenz der Experten heute.

Die WHO gibt auf ihrer Webseite Empfehlungen für die aktuelle post-pandemische Phase. Im Juni 2009 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Pandemiestufe “6” ausgerufen. Die Ständige Impfkommission STIKO am Robert Koch-Institut hat die Impf-Empfehlungen gegen Influenza am 06.07.2010 bereits angepasst (bcm-news berichtete).

BegrĂŒndung der STIKO zur geĂ€nderten Empfehlung zur Impfung gegen Influenza

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut hat im Epidemiologischen Bulletin Nr. 31 vom 9. August 2010 eine ausführliche Begründung für die Änderungen der Impfempfehlungen abgegeben.

Auch die Bezeichnung des Virus wurde den Konventionen angepasst. Die im Volksmund irrtümlicherweise als “Schweinegrippe” benannte Form der Influenza heisst jetzt offiziell “Influenza A (H1N1) 2009”. Analog wird der Virustyp als “Influenza-A-Virus (H1N1)v-2009” bezeichnet.

Auch offizielle Fallzahlen werden im Bulletin veröffentlicht: Bis zum 20. April 2010 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 226.137 laborbestätigte Infektionen mit dem A-(H1N1)v-2009-Virus gemeldet, darunter 253 Todesfälle. Von 237 Verstorbenen mit auswertbaren Angaben hatten 203 (86%) einen Risikofaktor, d.h. Vorliegen eines chronischen Grundleidens oder einer Schwangerschaft. Das RKI geht jedoch von einer weit größeren Zahl an infizierten Menschen aus, weil bei mild verlaufender Krankheit kein Arzt aufgesucht wurde oder keine spezifische Diagnostik durchgeführt wurde. Nach Modellrechnungen würden im Frühjahr 2010 26-44 % der Bevölkerung über schützende Antkörper gegen das A-(H1N1)v-2009-Virus verfügen. Es wird erwartet, dass das Virus auch in der kommenden Saison 2010/2011 weiter zirkulieren und wahrscheinlich auch dominieren wird. Auf Empfehlung der WHO enthält der trivalente saisonale Impfstoff für 2010 daher das A-(H1N1)v-2009-Virus in Kombination mit einem A-(H3N2)- und einem Influenza-B-Virus.

Ausführlich wird die Ausweitung der Impfempfehlung auf Schwangere begründet. “Alle Frauen, die während der Influenzasaison schwanger sind, sollten eine Impfung gegen saisonale Influenza erhalten”.

Diskutiert wird auch der Einsatz von Wirkverstärkern (Adjuvanz) in den Impfstoffen. “Es fehlen bislang eindeutige Belege, dass adjuvantierte Impfstoffe auch zu einem besseren schutz vor klinischer Erkrankung (Effektivität) führen”, so das Bulletin. Die STIKO hält daher die Weiterentwicklung der Impfstoffe für notwendig. In Deutschland sind mit Stand April 2010 21 trivalente Impfstoffe gegen die saisonale Influenza zugelassen.

STIKO empfiehlt Influenza-Impfung fĂŒr Schwangere, Impfempfehlungen fĂŒr H1N1 werden zurĂŒckgezogen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut empfiehlt im aktuellen Epidemiologischen Bulletin Nr. 30 vom 2. August 2010 auch Schwangeren die jährliche Impfung im Herbst gegen die saisonale Influenza. Daneben wird Personen über 60 Jahren die Impfung empfohlen. Die Impfung besteht aus einem “Impfstoff mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination”. Die Impfempfehlungen gegen die pandemische Influenza (H1N1) 2009 werden bis auf Weiteres zurückgezogen.

WHO beobachtet weiter – kein Ende der Pandemie

Die Gerüchte, dass sich das emergency committe des WHO diesen Dienstag treffen würde, um den Status der Pandemie zu überprüfen und den Pandemiestatus für H1N1 aufzuheben haben sich nicht bestätigt. Dies hat ein Sprecher der WHO jetzt offiziell bestätigt. Anfang der Woche sind Gerüchte aufgekommen, zwei anonyme Mitglieder des Kommittees hätten  ein Treffen und die möglichen Entscheidung über die Beendigung der Pandemie bestätigt. Die Pandemiestufe “6” besteht jetzt bereits seit Juni 2009.

Land Hessen bleibt auf H1N1-Impfstoff im Wert von 17,5 Millionen Euro sitzen

Laut einem Bericht von nh24 über eine Aussage von Gesundheitsminister Jürgen Banzer im hessischen Landtag schätzt die hessische Landesregierung die Kosten für nicht benötigten Impfstoff gegen die Schweinegrippe auf 17,5 Millionen Euro.

Für 30 Prozent der Bevölkerung wurde Impfstoff bestellt, jedoch höchstens 10 Prozent der hessischen Bevölkerung ließ sich impfen. Ein Teil des verbliebenen Impfstoffes wird noch der normalen Grippeschutzimpfung beigemischt, was die Restmenge noch etwas reduzieren wird.