BCM-Übungen und die Peanuts

BCM-Übungen werden gut vorbereitet. Es wird ein Drehbuch erstellt, Notfalldokumentationen zuvor noch einmal aktualisiert und versucht Unwägbarkeiten so gut es geht auszuschließen bis hin zum passenden Wetter. Die Übung soll ja schließlich reibungslos verlaufen und alle Beteiligten nach der Übung zufrieden sein. Das Management soll für die Investitionen in die Übung mit einem Erfolg belohnt werden. Je mehr Investitionen in eine “glänzende Übung” gesteckt werden, umso größer wird jedoch auch die Übungskünstlichkeit. Und irgendwann wird die Übung zur Farce. Die Realität im Notfall ist ungeschönt. Eine geschönte Übung bereitet keineswegs auf die hässliche Realität vor. Es ist daher wichtig zu akzeptieren, dass Dinge in der Übung misslingen. Oft sind es Kleinigkeiten – die Peanuts – die im realen Notfall den Notbetrieb erschweren. Ungepatchte Netzwerkdosen, fehlende Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen, leere Batterien, vergessene Ladekabel für das Smartphone – legendäre Klassiker für Hänger in der Übung. Ich habe immer einen ganzen Koffer an Adaptern und Ladekabeln dabei. Der wird aber erst ausgepackt, wenn verzweifelt begonnen wird, dieses Cent-Teil irgendwo aufzutreiben oder einem Kollegen zu “entleihen”. Scheitern ist Teil einer Übung und jeder identifizierte Optimierungspunkt sollte ein Erfolgserlebnis sein. Schlimm werden in der Realität die Optimierungspunkte, die unentdeckt bleiben. Diese Fehlerkultur widerspricht uns eigentlich im Herzen. Daher ist die Einübung dieses Verständnisses auch ein elementarer Teil jeder Übung. Die Übungsleitung sollte dies vor, während und nach der Übung immer im Auge behalten und die Teilnehmer für jeden gefundenen Fehler loben. Natürlich soll kein Fehlschlag einer kompletten Übung damit provoziert werden – auch wenn dies vorkommen kann. Die Kunst ist, die Balance zwischen Übungskünstlichkeit und Realitätsnähe zu bewahren, wobei mit zunehmendem Reifegrad die Übungskünstlichkeit immer wieder weiter zurückgefahren werden sollte. Aus der angekündigten Übung wird die unangekündigte Übung. Die Zahl der internen und externen Parteien nimmt zu wie auch die Dauer der Übung. Bis zur Übung des Schichtwechsels zwischen Krisenstabsbesetzungen und Unterstützungsteams. Notfälle halten sich nicht an Tages- und Arbeitszeiten.

Ich wünsche Ihnen viele identifizierte Optimierungspotentiale in Ihren Übungen!

… und machen Sie was daraus.

Aktuelle Veröffentlichung zu Tests und Übungen in BCM und ITSCM

Im Rahmen der aktuellen Aktualisierungslieferung des Handbuchs IT-Servicemanagement von TÜV Media (ISBN: 978-3-8249-1154-7) ist ein umfangreicher Beitrag zum Thema Tests und Übungen im BCM und ITSCM von mir erschienen. Der Beitrag zeigt normative Anforderungen an Test und Übungen auf, beschreibt die relevanten nationalen und internationalen Standards und Good Practices für die Umsetzung sowie ein Vorgehensmodell für die Durchführung von Tests und Übungen.

Das von Oliver Bartsch und Markus Lindinger herausgegebene Handbuch IT-Servicemanagement richtet sich an IT-Leiter, IT-Servicemanager, Betreiber von Rechenzentren sowie Berater, die IT-Serviceleistungen erbringen. Es liefert Wissen zur effizienten, kostenoptimalen und regelwerkskonformen Organisation der IT.

Bezug: TÜV Media

Um 13:30 Uhr wird es heute laut in der Schweiz

Die 7.800 Sirenen der Schweiz werden ab 13:30 Uhr schweizweit auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft. Ein besonderer Alarm, der neben dem allgemeinen Alarm gestetet wird, ist der “Wasseralarm”. Er alarmiert, wenn einer der zahlreichen Stauseen in der Schweiz bedroht ist und ertönt nur in den Überschwemmungsgebieten. Eingeführt wurde dieser Alarm vor 70 Jahren, als Stauseen in Deutschland im zweiten Weltkrieg anggegriffen wurden.

Eine bundesweites Alarmierungssystem mit Sirenen gibt es in Deutschland nicht mehr. Stattdessen soll mit Katwarn und über Rundfunk und Fernsehen zielgerichtet alarmiert werden. Dies steckt aber noch in den Kinderschuhen und ist nur regional ausgebaut.

Tod bei DRK-Übung

Zum Tod eines Rettungsschwimmers bei einer Übung (von Bärbel Adamek):

http://www.morgenweb.de/nachrichten/vermischtes/tod-bei-drk-ubung-1.879387

Übungen zu organisieren oder mitzugestalten gehört oft zu den Aufgaben  der Notfallmanager / BCM-Beauftragten. Und immer ist es das Bestreben, das Szenario möglichst real und damit effektiv durchzuführen. Hierbei sollte aber nie der Blick für das damit verbundene Risiko verloren gehen. In dem tragischen Beispiel in Geraberg sind es Profis, die Standardsituationen üben – und trotzdem verlor ein Rettungsschwimmer dabei sein Leben – die Ursache ist nicht bekannt.

Oft ist es das Unerwartete und Unbekannte, das solche Situationen  nach sich zieht. Für uns sollte genau dies Teil der Vorbereitung sein – das „Sich reinversetzen in das Szenario“, Durchspielen der Situation nicht nur aus fachlicher sondern auch aus individueller menschlicher Sicht.

Ein beliebtestes Beispiel ist das Einsetzen von Verneblern, um den Eindruck der Realität anschaulich zu unterstützen. Wer stellt sich die Frage, ob zum Beispiel Asthmatiker unter den Mimen oder Übungsbeteiligten sind. Auch wenn medizinisch keine Indikation für einen Anfall gegeben ist können  psychische Aspekte wie Angst oder Wiederkehr von erlebten Bildern ungeplante Reaktionen nach sich ziehen.

Bei unangekündigten Übungen in Gebäuden, die über Treppen zu verlassen sind , kann es aufgrund der Eile und falschem Schuhwerk zu Stürzen und Verletzungen kommen.

Dies zu Bedenken gehört zu unserer Verantwortung und sollte Teil der Planung sein.

In diesem Sinne  wünsche ich mir einen aktiven Austausch zu diesen Erfahrungen und hoffe dadurch unseren Blick für das Ungeplante zu schärfen und dadurch Zwischenfälle zu minimieren.

Vielleicht regt dieser Beitrag dazu an, das Thema in den diversen Foren / Arbeitskreisen aufzunehmen.

Bärbel Adamek

Probebetrieb und Notfalltests des neuen Flughafens Berlin Brandenburg

Am 3. Juni 2012 wird nach sechsjähriger Bauzeit der neue Flughafen Berlin Brandenburg in Betrieb genommen. Zuvor gilt es jedoch den Normalbetrieb und Notfallsituationen zu simulieren. Der Probebetrieb startet im November 2011. Alle normalen Abläufe wie Check-In, Gepäckabfertigung und die Sicherheitsprozesse werden mit Komparsen getestet. Auch Notfallsituationen werden simuliert. Wenn Sie als Komparse am Probebetrieb teilnehmen wollen und den neuen Flughafen vor der Inbetriebnahme hautnah erleben wollen, können Sie sich hier melden.

Haben Sie dieses Jahr bereits ihre KrisenstabsĂŒbung durchgefĂŒhrt?

Die Erfahrung zeigt, dass Krisenstab und Lagezentrum  nur durch regelmäßiges Üben die Routine erlangen, um im Not- oder Krisenfall schnell und wirkungsvoll handeln zu können.

Elementar ist auch die revisionssichere Dokumentation der Lagebilder, Beschlüsse und Aufträge. Auch hier kann das Funktionieren von Tools und Templates nur durch regelmäßiges Testen und Üben sichergestellt werden.

Bei jeder Übung lässt sich Optimierungspotential identifizieren, mit dessen Hilfe die Arbeit des Krisenstabs weiter verbessert werden kann.

Auch die Technik und Räumlichkeiten von Krisenstab und Lagezentrum erfordern einen regelmäßigen Funktionstest – oder hat gar bereits eine Abteilung im vorgesehenen Krisenstabsraum ihre neuen Arbeitsplätze gefunden?

Die nachfolgende Umfrage zum Thema Krisenstabsübung läuft bis zum 12. Juni (zu den Umfrageergebnissen).

Neuer ISO-Standard fĂŒr EvakuierungsplĂ€ne

Der neue ISO-Standard “ISO 23601:2009, Safety identification – Escape and evacuation plan signs” beinhaltet Standards für die Gestaltung von Gebäuderäumungs- und Fluchtplänen.

Der Standard soll die Gestaltung der Fluchtpläne international harmonisieren, da diese Pläne in unserer mobilen internationalen Welt von allen Menschen schnell und intuitiv verstanden werden müssen. Weiterlesen…

Disaster Recovery PlÀne werden zu selten getestet

Standardzu diesem Schluss kommt der Bericht von Symantec “Disaster Recovery Research 2007” den das cio Magazin zitiert.

Nach dieser weltweit durchgeführten Studie mit 900 IT Managern von Großunternehmen werden die IT Diaster Recovery Pläne zwar überwiegend jedes halbe Jahr bis Jahr getestet, doch gaben 48 Prozent der Befragten an, dass die Tests wegen Problemen mit Technologien, Personen oder Prozessen fehlschlugen.

Dabei musste bereits jeder zweite Betrieb in der Vergangenheit auf die Notfallpläne zurückgreifen.

Quelle: cio