Rückblick auf das 4. BSi Forum BCM bei SAP

Am 26. Mai fand bereits das vierte BCM-Forum von British Standards statt. Host-Partner dieser Veranstaltung war SAP in St. Leon-Rot, deren Audi-Max genügend Platz für die rund 70 Teilnehmer der Veranstaltung bot. Ein umfangreiches und breit gefächertes Vortragsprogramm rund um BCM erwartete die Teilnehmer. SAP lud zu einer Besichtigung der Secure Rooms, besonders abgesicherte RZ-Räume, aus denen der Support für besonders sicherheitssensible Kunden wie Verteidigungs-Organisationen und Behörden geleistet wird. Die Veranstaltung wurde von Reimar Kornmeier, Geschäftsführer von BSi Deutschland und Luka Mucic, CFO von SAP Deutschland eröffnet. Die Bedeutung eines funktionsfähigen BCM von SAP für uns Alle konnte Herr Mucic plastisch begreiflich machen. Die kritischen Geschäftsprozesse von zwei Drittel der weltweiten Schokoladenproduktion und drei Viertel der weltweiten Bier-Produktion werden von SAP-Produkten unterstützt. So hat SAP das BCM in die weltweite Governance, Risk & Compliance-Organisation integriert, wie SAP CSO Michael Hartmann in seinem Vortrag erläuterte. Im Rahmen des BCM sind weltweit in 120 Ländern 200 Lokationen und über 300 Gebäude zu berücksichtigen. Diese sind in drei Tier-Klassen eingeteilt, um die lokalen Anforderungen an das BCM und Krisenmanagement lokal abstufen zu können. Denn die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei SAP in den dezentralen Organisationen auf Basis eines zentralen Frameworks. Konsequenterweise gibt es auch globale und lokale Crisis Management Teams. Diese Organisation war auch zur Bewältigung der Katastrophe in Japan im Einsatz, von der auch SAP betroffen war.

Auch Howard Kerr, CEO der BSi Group, beleuchtete in seinem Vortrag die Folgen der Ereignisse von Japan auf das eigene Business. So ist Japan der drittgrößte Geschäftsbereich von BSi und Mitarbeiter sind in Japan vor Ort. Japan bezeichnet er als wake up call: “don´t wait for a disaster to do BCM.” “BCM  is a investment,  not an expense”, so Kerr. Er unterstrich die notwendige Verantwortung des Board Levels für die Umsetzung des BCM, die er mit einer langen Reise vergleicht, an deren Ende die Zertifizierung des BCM stehen kann. Auf eine anstrengende Reise nahm auch Dirk Ehrenberg seine Zuhörer mit. In einem fiktiven Workshop zur Zusammenführung der Themen Enterprise Risk Management und BCM erläuterte Ehrenberg die Gemeinsamkeiten, aber auch die vielen Unterschiede, die ERM noch vom BCM (noch) trennen. Doch die Zukunft spricht für ein kontrolliertes Zusammenwachsen dieser beiden Disziplinen, getrieben auch von den Fachbereichen, die nicht von zwei Fachbereichen zu ganz ähnlichen Fragestelllungen angesprochen werden wollen.

Josef Stoll, Leiter Risiko, Sicherheit, Umwelt&Qualität beim schweizerischen Bahnunternehmen SBB, erläuterte die Bedeutung des BCM für ein Unternehmen der kritischen Infrastruktur. Die SBB muss als größtes Verkehrsunternehmen der Schweiz den Transport von einer Million Menschen jeden Tag sicherstellen.  Das BCM ist daher Teil des Qualitätsmanagements des Unternehmens. Erleichtert wird die Notfallvorsorge dadurch, dass die SBB als integrierte Bahn neben dem eigenen Schienennetz auch über eine eigene Energieversorgung mit sechs eigenen Kraftwerken und über ein eigenes Kommunikationsnetz verfügt. Die Topografie der Schweiz bringt es mit sich, dass es einige Single Point of Failure im Verkehrsnetz der SBB gibt, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Wenig erstaunt waren die Zuhörer darüber, dass die Schweizer das Krisenmanagement militärisch diszipliniert organisiert haben.

Christian Brünger, Leiter des Forschungszentrums für Risikomanagement an der Uni Paderborn nahm mit den Zuhörern danach die beliebte und weit verbreitete Risk Map unter die wissenschaftliche Lupe. Eine Darstelllung, die so einfach und plausibel erscheint, hat beim genauen Hinsehen seine Tücken und schnell fällt man auf den “blinden Fleck” herein.

Einen Blick auf die Risikolandschaft der Zukunft warf Dr. Franz-Peter Schmidt von der R+V Allgemeine Versicherung AG. Als ausgebildeter Geologe lenkte er unseren Blick auf die Risiken im ganz Kleinen, nämlich der Nanotechnologie aber auch zu den Risiken in weiter Ferne wie space weather und kosmischer Strahlung.

Ganz handfesten Risiken auf dem Erdboden musste sich Andreas Ruhs von der Feuerwehr Frankfurt am Main herumschlagen. Bei einer Risikoanalyse wurde nämlich festgestellt, dass die Feuerwehr bei einem Stromausfall von mehreren Tagen kaum mehr handlungsfähig ist. Die Einsatzfahrzeuge benötigen zum Beispiel rund 10.000 Liter Diesel am Tag. Da es keine eigenen Tankstellen mehr gibt, ist die Feuerwehr auf öffentliche Tankstellen angewiesen. Eine Umfrage hat jedoch ergeben, dass es in Frankfurt keine Tankstellen mit Notstromversorgung gibt. Die Versorgung mit Treibstoff würde also bei einem Stromausfall zusammenbrechen. Durch die Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen konnten jedoch Lösungen gefunden werden, um die Treibstoffversorgung sicherstellen zu können. Gelebte Public-Private Partnership. In einer Analyse von Altenheimen und Krankenhäusern konnte identifiziert werden, welche Häuser in welchem Zeitraum kritisch werden bei einem Stromausfall. Gerade Altenheime sind schlecht auf einen Stromausfall vorbereitet, obwohl in diesen Häusern viele strombetriebene lebenserhaltende Geräte stehen.

Im Abschlussvortrag berichtete Dr. Wolf Engelbach, Leiter Competence Team Informationsmanagement des Fraunhofer IAO, über aktuelle Forschungsprojekte zur Kommunikation in Katastrophensituationen. Mittels Smartphone-Lösungen können bei großen Menschenansammlungen Notrufe abgesetzt werden, der eigene Standort lokalisiert und Helfer kontaktiert werden.

In den Pausen hatte die BCM Community ausreichend Gelegenheit das Netzwerk zu pflegen und erweitern.

Jetzt richtet sich der Blick aber schon wieder nach vorne auf die Vorbereitung des 5. BSi Forum 2012.

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