Global Risks 2008 Studie des World Economic Forum

GlobalRisks08_1Im Januar 2008 hat das World Economic Forum den Report “Global Risks 2008” veröffentlicht. Der Report entstand in Zusammenarbeit mit Ctigroup, Marsh&McLennan Companies, Swiss Re, Wharton Risk Center und Zurich Financial Services.

Der Bericht thematisiert vier zentrale Themen, die die globale Risikolandschaft in der Zukunft bestimmen wird:

  1. Systemic financial risk – Risiken im weltweiten Finanzsystem
  2. Food security – Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung
  3. Supply chains – Risiken in den internationalen Lieferketten
  4. Energy – Risiken in der Energieversorgung.

Systemic financial risk:

Systemische finanzielle Risiken werden von den genannten Risiken als die akutesten und von den ökonomischen Schäden betrachtet, als die bedrohlichsten Risiken eingeschätzt.

Systemische Finanzkrisen sind in der Vergangenheit selten aufgetreten. Beispiele hierfür sind der der “schwarze Montag” an der amerikanischen Börse 1987, die Finanzkrise in Japan in den 90er Jahren, die asiatische Finanzkrise 1997 und die russische Schuldenkrise 1998. Durch die stark zunehmende Komplexität der Finanzprodukte und -märkte sowie durch die enge weltweite Vernetzung der Finanzmärkte steigen die Risiken auf den internationalen Finanzmärkten jedoch stark an.

Die akute weltweite “subprime” – Krise, ausgelöst durch die Immobilienkrise in den USA macht dies besonders deutlich.

Food Security:

2007 sind die Preise für Nahrungsmittel auf Rekordhöhen geklettert und die globalen Nahrungsmittelreserven befinden sind auf einem 25-Jahre-Minimum. In der Folge ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln stark durch internationale Krisen und Naturkatastrophen gefährdet.

Unter “food security” wird sowohl die physische Verfügbarkeit von ausreichenden und gesunden Nahrungsmitteln für alle Menschen verstanden als auch die Verfügbarkeit der Nahrungsmittel zu einem Preis, der ökonomisches Wachstum erlaubt.

Die Verknappung der Nahrungsmittel verbunden mit einem starken Bevölkerungswachstum führt zu weiter steigenden Nahrungsmittelpreisen und damit zu komplexen Herausforderungen für die Weltwirtschaft.

In der Vergangenheit betraf die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung vor allem Entwicklungsländer und Regionen mit extremem Klima.

In der jüngeren Vergangenheit sind die Preise für Nahrungsmittel aber auch in den Industrieländern und den stark wachsenden BRIC-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China) sehr stark gestiegen.

Im März 2007 demonstrierten die Mexianer gegen die um das Vierfache gestiegenen Preise für Getreide, im September demonstrierten die Italiener gegen die steigenden Nudel-Preise und im Oktober führten Lebensmittelrationierungen zu gewaltsamen Unruhen in West-Bengalen (Indien).

Supply chain vulnerability:

Die Verwundbarkeit der Lieferketten (“supply chain”) ist durch die wachsende internationale Verflechtung der Wirtschaft stark angestiegen.

Schon eine relativ kleine Störung in der Lieferkette kann weltweite Konsequenzen im Wirtschaftssystem zur Folge haben. So sind im September 1999 die Preise für Halbleiterchips explodiert, nachdem in Taiwan ein großer Teil der Produktionsanlagen für Halbleiter durch ein Erdbeben zerstört wurden.

Europäische und amerikanische Unternehmen, die Zulieferteile aus Asien beziehen oder Dienstleistungen dorthin ausgelagert haben, sehen sich den dortigen lokalen Risiken ausgesetzt.

So können Störungen in der Energieversorgung wie zum Beispiel die Kraftwerksabschaltungen in China aufgrund von Kohlemangel (bcm-news berichtete) zu Lieferunterbrechungen bei chinesischen Zulieferer europäischer oder amerikanischer Unternehmen führen.

Zudem ist der Umgang mit den Risiken regional sehr unterschiedlich. Eine Studie von Marsh. Inc. bei 62 Unternehmen in Asien hat ergeben, daß nur 21% dieser Unternehmen Business-Continuity-Pläne zur Vorsorge bei Betriebsunterbrechungen durch Naturkatastrophen oder Terrorismus haben.

Energy:

Das vierte globale Risko beinhaltet die Versorgung der Weltwirtschaft mit Energie. Die Energiepreise sind in der jüngsten Vergangenheit stark angestiegen und es ist davon auszugehen, daß die Energiepreise weiter ansteigen werden.

Dem wachsenden weltweiten Energieverbrauch stehen jedoch sinkende Ausgaben für die Energieversorgung und – Infrastruktur gegenüber. Unsicherheiten über zukünftige Regulierungen im Energiemarkt, wie zum Beispiel die CO2-Regelungen, führen zu einer Verminderung von Investitionen in die Energiegewinnung und der Erneuerung der Energie-Infrastruktur. (Siehe hierzu auch die Ausführungen der Bundesnetzagentur über den aktuellen Zustand der Energie-Infrastruktur in Deutschland über den bcm-news kürzlich berichtete).

Der Report formuliert das Energierisiko für Europa mit deutlichen Worten: “Should the current situation continue, it is almost inevitable that the European Union will be vulnerable to future energy shortages and will fail to achieve its stated goals for reduction in carbon emissions”.

Der Report macht Einschätzungen bezüglich Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhen der Einzelrisiken. Diese Einschätzungen werden in zwei Riskmaps dargestellt.

Rsikmap der 26 zentralen globalen Risiken nach den ökonomischen Schadensfolgen:

GlobalRisks08_4

Riskmap der 18 zentralen Risiken nach den Todeszahlen als Schadenfolge:

GlobalRisks08_5

Quelle: World Economic Forum