Hessischer Sozialminister ruft zu Grippeimpfungen auf

Die Grippesaison hat begonnen und es kommt bundesweit vermehrt zu Erkrankungen und auch zu ersten Todesfällen. In Hessen sind mittlerweile zwei Menschen am A(H1N1)-Virus gestorben. Es handelt sich hierbei um zwei Patienten mit chronischen Vorerkrankungen. Ein hoher Anteil der 98 Influenza-Erkrankungen in Hessen seit Jahresbeginn sind H1N1-Fälle. Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner ruft daher in einer Pressemitteilung alle Personen mit einem besonderen Erkrankungsrisiko auf, sich noch gegen die Influenza impfen zu lassen und bei Symptomen sofort zum Arzt zu gehen. Bei der saisonalen Influenza schwankt nach Angaben des RKI die Zahl der Todesfälle zwischen null und 100 bei schwachem Verlauf und bis zu 15.500 Todesfällen bei starken Grippewellen.

Antrag im Bundestag zur Flexibilisierung der Nationalen PandemieplĂ€ne von BĂŒndnis 90 / Die GrĂŒnen

Bündnis  90 / Die Grünen haben am 16. November einen Antrag im deutschen Bundestag zur Flexibilisierung der Pandemieplanung eingebracht:

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich dafür ausgesprochen, die nationalen Pandemiepläne, also die Pläne zum Umgang mit der länder- und kontinenteübergreifenden Ausbreitung einer Krankheit, so zu flexibilisieren, dass eine angepasste Reaktion je nach Ausbreitung und Gefährlichkeit des Erregers möglich ist. In einem Antrag (17/3544) fordert die Fraktion, die Bundesregierung solle sich bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür einsetzen, dass deren Pandemie-Warnstufen zukünftig auch die Gefährlichkeit des Erregers beziehungsweise die Schwere der ausgelösten Erkrankung berücksichtigt. Ferner müssten die Produktion und der Kauf von Impfstoffen von den Pandemie-Warnstufen der WHO abgekoppelt werden. Beim Kauf von Pandemie-Impfstoffen müssten zudem mit allen Anbietern Verhandlungen geführt werden. Kaufentscheidungen seien ausschließlich von objektiv und sachbezogenen Kriterien (Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Impfstoffe, zugesagte Liefertermine, Preis) abhängig zu machen.

Die Fraktion begründet ihre Initiative unter anderem damit, die sogenannte Schweinegrippe-Pandemie habe deutliche Defizite in der nationalen Pandemie-Planung erkennen lassen. Die Pläne gingen von einem Worst-Case-Szenario aus und ließen ein flexibles Reagieren je nach Gefährlichkeit des Erregers gar nicht zu. Besonderer Handlungsbedarf bestehe im Hinblick auf die nationale Beschaffung von Pandemie-Impfstoffen. Dabei habe es sich als ”kontraproduktiv“ erwiesen, nur mit wenigen Impfstoff-Herstellern zu verhandeln.

Ende April 2009 hatte die WHO laut Antrag eine Pandemiewarnung herausgegeben, weil in Mexiko ein neuer Influenza-Typus aufgetreten war, der insbesondere bei jungen Leuten häufig mit atypischen Lungenentzündungen einherging. Nachdem der Erreger innerhalb weniger Wochen auch in anderen Ländern aufgetreten war, habe sich die WHO Anfang Juni entschlossen, die höchste Alarmstufe auszurufen.

Quelle: Deutscher Bundestag

LĂ€nder bleiben auf zwei Drittel ihrer Ausgaben fĂŒr den H1N1-Impfstoff sitzen

Laut einer dpa-Umfrage, die von focus online zitiert wird, bleiben die Bundesländer auf über zwei Drittel ihrer Ausgaben für den Grippemittel-Impfstoff in Höhe von 283 Millionen Euro sitzen, nachdem sich der Bund nicht bereit erklärt hat, sich an den Kosten zu beteiligen (siehe bcm-news). In den bevölkerungsreichen Bundesländern lagern jeweils noch Impfstoffe für zweistellige Millionenbeträge. In Nordrhein-Westfalen ist dies Impfstoff zu Anschaffungskosten von 54 Millionen Euro (von “Wert” kann hier betriebswirtschaftlich wohl nicht mehr gesprochen werden). Wie die Erfahrungen mit dem Grippemittel Tamiflu gezeigt haben, ist eine weitere Verwertung oder Rücknahme der Medikamente durch die Hersteller unrealistisch. Im positiven Falle ist es also ein Totalverlust, im negativen Fall kommen noch Vernichtungskosten hinzu.

Wir sollten jetzt aber nicht darüber jammern, denn es hätte uns weit schlimmer treffen können, nämlich das Ausbrechen der Pandemie. Unsere Steuergelder sind schon für nutzlosere Zwecke vergeudet worden!

BegrĂŒndung der STIKO zur geĂ€nderten Empfehlung zur Impfung gegen Influenza

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut hat im Epidemiologischen Bulletin Nr. 31 vom 9. August 2010 eine ausführliche Begründung für die Änderungen der Impfempfehlungen abgegeben.

Auch die Bezeichnung des Virus wurde den Konventionen angepasst. Die im Volksmund irrtümlicherweise als “Schweinegrippe” benannte Form der Influenza heisst jetzt offiziell “Influenza A (H1N1) 2009”. Analog wird der Virustyp als “Influenza-A-Virus (H1N1)v-2009” bezeichnet.

Auch offizielle Fallzahlen werden im Bulletin veröffentlicht: Bis zum 20. April 2010 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 226.137 laborbestätigte Infektionen mit dem A-(H1N1)v-2009-Virus gemeldet, darunter 253 Todesfälle. Von 237 Verstorbenen mit auswertbaren Angaben hatten 203 (86%) einen Risikofaktor, d.h. Vorliegen eines chronischen Grundleidens oder einer Schwangerschaft. Das RKI geht jedoch von einer weit größeren Zahl an infizierten Menschen aus, weil bei mild verlaufender Krankheit kein Arzt aufgesucht wurde oder keine spezifische Diagnostik durchgeführt wurde. Nach Modellrechnungen würden im Frühjahr 2010 26-44 % der Bevölkerung über schützende Antkörper gegen das A-(H1N1)v-2009-Virus verfügen. Es wird erwartet, dass das Virus auch in der kommenden Saison 2010/2011 weiter zirkulieren und wahrscheinlich auch dominieren wird. Auf Empfehlung der WHO enthält der trivalente saisonale Impfstoff für 2010 daher das A-(H1N1)v-2009-Virus in Kombination mit einem A-(H3N2)- und einem Influenza-B-Virus.

Ausführlich wird die Ausweitung der Impfempfehlung auf Schwangere begründet. “Alle Frauen, die während der Influenzasaison schwanger sind, sollten eine Impfung gegen saisonale Influenza erhalten”.

Diskutiert wird auch der Einsatz von Wirkverstärkern (Adjuvanz) in den Impfstoffen. “Es fehlen bislang eindeutige Belege, dass adjuvantierte Impfstoffe auch zu einem besseren schutz vor klinischer Erkrankung (Effektivität) führen”, so das Bulletin. Die STIKO hält daher die Weiterentwicklung der Impfstoffe für notwendig. In Deutschland sind mit Stand April 2010 21 trivalente Impfstoffe gegen die saisonale Influenza zugelassen.

Neue Infoseiten des Bundes zur Impfung gegen die Schweinegrippe

Am 26. Oktober soll es losgehen mit der bundesweiten Massenimpfung gegen die Schweinegrippe. Je näher dieser Zeitpunkt rückt, umso größer wird die Unsicherheit hingegen, ob die Impfung mit den derzeitig zugelassenen Impfstoffen mit Verstärkerstoffen bedenklich ist oder nicht.

Die Zeitung mit den vier Buchstaben machte gestern in großen Lettern mit dem Aufmacher auf “Ist der Impfstoff wirklich sicher?”.

Um diese Verunsicherung abzubauen hat der Bund jetzt eine neue Internetseite mit Informationen über die Schweinegrippe und zu den Impfplänen in den einzelnen Bundesländern eingerichtet.

Unter www.neuegrippe.bund.de gibt es umfangreiche Informationen zu jedem Bundesland.

Thementag “Pandemie” auf hr-iNFO

Was würde der Ausbruch einer Pandemie für Hessen bedeuten? Der Radiosender hr-iNFO beleuchtet am Donnerstag, den 1. Oktober von 06:45 bis 20:00 Uhr die Folgen einer Pandemie am Beispiel einer fiktiven Familie aus Mainz-Kastell in ihrem Alltag.

Grundlage ist ein Krisenszenario der Hessischen Landesregierung, in dem über 1,2 Millionen Menschen an einem Grippevirus erkranken. Mehrere tausend Menschen sind bereits gestorben. Der öffentliche Nahverkehr liegt lahm …

Ergänzt wird dieser fiktive Pandemie-Tag durch Interviews und aktuelle Informationen über die Pandemievorsorge in Hessen.

Wer nicht live dabei sein kann, dem stehen die  Beiträge auch auf der Internetseite des Senders zum Nachhören zur Verfügung.

Hier die Frequenzen von HR-iNFO.

Es gibt natürlich auch ein Livestream.

Mindmap “Betriebliche Pandemieplanung” mit ĂŒber 1.000 Abrufen

Die Mindmap “Betriebliche Pandemieplanung“, in der ich Maßnahmen zur Prävention und Bewältigung einer Pandemie in Form einer Mindmap lose zusammengetragen habe, erfreut sich grosser Beliebtheit. Über 1.000 Abrufe der Mindmap zeigen von großem Interesse.
Gedacht war die Mindmap allerdings ursprünglich als offenes Projekt, in dem jeder Interessierte seine Beiträge einbringen kann. Offen ist die Mindmap immer noch, doch die Beteiligung bleibt aus. Über ein Feedback zum Nutzen der Mindmap oder Verbesserungspotential würde ich mich trotzdem freuen.

Die Ruhe vor dem Sturm oder alles nur falscher Alarm?

Das ECDC vermeldet im täglichen H1N1-Update für heute keine neuen Fälle für Europa. Ist das jetzt die Ruhe vor dem Sturm oder ist die Pandemie falscher Alarm? Nachdem die Pandemie auf der Südhalbkugel in der dortigen Grippesaison sehr mild verlaufen ist, streiten sich hierzulande die Experten, was auf der Nordhalbkugel noch zu erwarten ist und wieviele Personen geimpft werden sollten. Währenddessen streiten sich die Politiker in Bund und Länder über Kosten, Kostenaufteilungen und Vorgehen bei einer Massenimpfung. Die Pharmabranche fordert unterdessen weltweit die Bestellungen für den Impfstoff ein, denn beliefert wird nur wer rechtzeitig seine Bestellung aufgegeben hat und bezahlt.

Verunsichert und verwirrt ob der Verwirrung der Experten und Politiker bleiben die Bürger und Unternehmen zurück:

  • Wer wird geimpft?
  • Wann wird geimpft?
  • Durch wen wird geimpft?
  • Wie oft wird geimpft?

Zu allem Überfluss wird es voraussichtlich auch keine bundeseinheitlichen Regelungen geben, sondern jedes Bundesland wird tun was es für richtig und bezahlbar hält.

Das macht die Vorsorge für bundesweit agierende Unternehmen auch nicht gerade einfacher!

Da bleibt nur einen kühlen Kopf zu bewahren (das Wetter hilft ja mit) und brav weiter an die Hygienemaßnahmen halten.

Positiv bleibt zu vermerken, dass sich einige Unternehmen angesichts der Pandemie intensiver Gedanken über das Szenario eines Personalausfalls gemacht haben. Denn nicht nur eine Pandemie, auch Streiks im eigenen Unternehmen oder bei Zulieferern oder Verkehrsstörungen können zu ungeplantem Personalausfall führen.

Dies bekommen die Briten in London gerade am eigenen Leib zu spüren (siehe Artikel im bcm-newsticker).

Auch der Einsatz von Telefon- und Videokonferenzen und die Option von Telearbeitsplätzen ist wieder stärker in das Bewusstsein gerückt. Und wenn es nur falscher Alarm war, dann haben wir – dieses Mal – Glück gehabt und einige wenige Branchen werden von der Konjunkturkrise keine Schrammen abbekommen haben dank Milliardenausgaben für antivirale Medikamente, Impfstoffe und Hygienemittel.

Maßnahmen zur betrieblichen Pandemieplanung finden Sie in der öffentlichen Mindmap zu diesem Thema von bcm-news.

Bundesbank ĂŒberprĂŒft Pandemievorsorge der Banken

Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor Kurzem bereits die Versicherungen nach dem Stand ihrer Pandemievorsorge abgefragt hat (bcm-news berichtete), sind jetzt die Banken und Sparkassen an der Reihe. Damit soll sichergestellt werden, dass im Falle einer Pandemie der normale Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Weiterlesen…

BaFin fragt Versicherungen nach dem aktuellen Stand der Pandemieplanung ab

Das BaFin hat vergangene Woche die Versicherungen nach ihrem aktuellen Stand der Pandemieplanung abgefragt. Eine vergleichbare Abfrage zum Stand der Notfallplanung gab es bereits im Rahmen der Vogelgrippe.

Gefragt wird nach dem konkreten Stand der Pandemieplanung, den vorgesehenen Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter, den Vorkehrungen für den Fall der Erkrankung vieler Mitarbeiter und der Auswirkungen der Pandemie auf die Versicherungstechnik.

Mit gleichgelagerten Fragen müssen jetzt viele Unternehmen rechnen, insbesondere wenn sie zu den Unternehmen der kritischen Infrastruktur gehören, wie dies bei Finanzdienstleistern der Fall ist. Weiterlesen…

Frankreich meldet ersten H1N1-Todesfall

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) meldet den ersten H1N1-Todesfall für Frankreich. In den vergangenen 24 Stunden gab es in Europa 2.403 neue gemeldete Infektionsfälle, davon 738 neue Fälle in Deutschland. Da in einigen Ländern nicht mehr alle Infektionsfälle getestet werden, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Zahlen höher liegen.

Todesfälle gibt es neben dem neuen französischen Fall in Europa in Belgien (1), Ungarn (1), Spanien (6) und Großbritannien (30).

Neben Großbritannien (11.864 bestätigte Fälle) ist Deutschland (6062) in Europa am stärksten von der H1N1-Infektionswelle betroffen, gefolgt von Spanien (1538). Die am stärksten betroffenen Bundesländer sind Nordrhein-Westfalen (2.446 bestätigte Fälle), Niedersachsen (1.083) und Baden-Württemberg (600).

Der Anstieg der Fälle ist nach Angaben des RKI maßgeblich durch Reiserückkehrer verursacht (605 von 738 neuen Fällen). Da in einigen Bundesländern die Schulferien gerade erst begonnen haben, ist mit einem weiteren starken “Import” der H1N1-Infektionen zu rechnen. Daher betont das RKI insbesondere die Bedeutung von Hygienemaßnahmen bei Kontakt zu Reiserückkehrern.

Dies ist auch ein wichtiger Punkt in der betrieblichen Pandemievorsorge. Gerade bei jetzt aus dem Urlaub zurückkehrenden Mitarbeitern muß bei auftretenden Symptomen (Fieber, Atemwegsbeschwerden, Gliederschmerzen) sofort reagiert werden, um eine weitere Übertragung zu verhindern. Die Mitarbeiter sollten angehalten werden,  die allgemeinen Hygienemaßnahmen, wie sie zum Beispiel in der Broschüre “Wir gegen Viren” des RKI beschrieben sind, einzuhalten und bei Symptomen sofort den Arzt aufzusuchen. Die Intensivierung des (sorgfältigen) Reinigungsdienstes von Arbeits- und Aufenthaltsräumen sowie der Einsatz von Telefon- und Videokonferenzen statt  Meetings sind weitere sinnvolle und wirtschaftliche Maßnahmen im Rahmen der Prävention. Hierzu zählt auch die Einrichtung von Heimarbeitsplätzen sowie der Verzicht auf betriebliche Großveranstaltungen.

Nach wie vor sind die Krankheitsverläufe mild so daß aus der derzeitigen Situation kaum akute Gefährdungen für den Geschäftsbetrieb von Unternehmen auftreten dürften. Eine Eskalation der Situation kann jedoch niemand auschliessen, so dass eine angemessene Vorsorge und Prävention zu den “Good-Practices” jedes Unternehmens gehören sollte.