Weltweite Lieferengpässe in der Automobilindustrie nach Brand eines Chemiewerks in Marl

Am Samstag, den 31. März kam es in Marl (Nordrhein Westfalen) zu einer Verpuffung und einem schweren Brand. Die Feuerwehr war mit rund 130 Einsatzkräften am Brandort um den Brand zu löschen. Ein Mitarbeiter konnte leider nur noch tot geborgen werden, ein weiterer Mitarbeiter erlag im Krankenhaus seinen schweren Verbrennungen. In dieser Fabrik von Evonik wird CDT, ein Vorprodukt des Polyamid PA12 hergestellt. Evonik ist weltweit einer der führenden Hersteller von PA12. PA12 wird in der Automobilindustrie, Photovoltaikindustrie und in Offshore-Leitungen eingesetzt. Gerade in der Automobilindustrie  ist PA-12 eine wesentliche Komponente für die Brems- und Benzinleitungen. Die Wiederherstellung der Produktion kann nach Angaben von Evonik bis zu drei Monaten dauern. Rund 40 Prozent der weltweiten Produktion sind mit dem Werk ausgefallen. Die Automobilindustrie ist daher sehr besorgt, dass der Ausfall dieser Zulieferung zu Produktionsausfällen in der ganzen Welt führen kann. Rund 200 Verteter aus der Automobilindustrie haben sich daher am Dienstag in Detroit getroffen, um Maßnahmen zur Verhinderung von Produktionsunterbrechungen zu besprechen. Hierzu gehört der Ersatz durch alternative Werkstoffe, aber auch der gemeinsame Austausch von Lagerbeständen.

Auch Evonik bemüht sich sowohl um eine schnelle Wiederherstellung der Produktion als auch um alternative Werkstoffe:

CDT (Cyclododecatrien) dient als Ausgangsstoff zur Kunststoff-Herstellung. Aus CDT wird Laurinlactam hergestellt, das als Monomer für Polyamid 12 (PA12) eingesetzt wird. Kunststoffteile aus PA12 sind wichtige Komponenten insbesondere im Automobilbau, der Photovoltaikindustrie und in Offshore-Leitungen. Weitere wichtige Anwendungsgebiete sind die Sportartikel- und die Haushaltswarenindustrie. Evonik ist eines der führenden Unternehmen bei der Produktion von PA12. Zurzeit ist der volle Umfang des Schadens noch nicht absehbar. Es ist aber mit erheblichen Einschränkungen in der Lieferfähigkeit von CDT-basierten Produkten zu rechnen. Wir sind andererseits zuversichtlich, Lieferengpässe mit Substituten wie VESTAMID® Terra reduzieren zu können. Diese biobasierten Polymere können in vielen Anwendungen entsprechend modifiziert annähernd die gleichen Materialeigenschaften aufweisen wie PA12. Um die volle Lieferfähigkeit schnellstmöglich wiederherzustellen, arbeiten wir bereits jetzt mit Hochdruck an der Reparatur der Anlage.(Pressemitteilung von Evonik).

Dieses Beispiel zeigt erneut, wie verwundbar die internationalen Supply Chains sind. Die betriebswirtschaftlich sehr sinnvolle Gleichteilepolitik und das Single Sourcing hat auch bei Ausfällen in der Lieferkette seine Schattenseiten. Toyota hat daher nach der Flutkatastrophe in Thailand begonnen seine Supply Chain robuster zu gestalten (BCM-News vom 02.03.2012).

Huffington Post

automobil-produktion.de

BBC News

Marler Zeitung

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