Wie objektiv kann die Einschätzung von Risiken sein?

Auch wenn das quantitative Risikomanagement rational und objektiv erscheint, ist letztendlich die Einschätzung von Risiken doch stark subjektiv geprägt. Im Lesezeichen “So vermeiden Sie Katastrophen” hatte ich auf den Beitrag von Tinsley, Dillon und Madsen im Harvard Business manager hingewiesen, in dem beschrieben wird, wie uns Effekte der selektiven Wahrnehmung der Chance berauben Katastrophen rechtzeitig wahrzunehmen. In seinem Beitrag “Illusion der Risikokontrolle” beschreibt Dipl. Psych. Johannes Wadle auf RiskNET  anhand praktischer Beispiele wie subjektiv am Ende doch die Einschätzung von Risiken ist. Am Beispiel des Risikos beim Fliegen durch einen Absturz ums Leben zu kommen zeigt Wadle auf, dass das Risiko von verschiedenen Personen völlig unterschiedlich wahrgenommen wird und in der Konsequenz zu anderem Verhalten führt (Flugangst und Vermeidung von Flügen im Gegensatz zum Gefühl der Sicherheit beim Fliegen). Was lernen wir hieraus? Die Messung von Eintrittswahrscheinlichkeiten und Schadensfolgen ist eine wichtige Grundlage für das Management von Risiken. Subjektive Wahrnehmungsfehler können jedoch zu falschen Konsequenzen und damit zu Katastrophen führen, wenn zum Beispiel Fehler mehrfach ohne Folgen bleiben bis sie dann eines Tages zur Katastrophe führen. Diese subjektiven Wahrnehmungsfehler zu erkennen und zu korrigieren ist mit Aufgabe des Managements von Risiken. Gerade im Business Continuity Mangement führt dies manchmal zur Situation, dass der Business Continuity Manager auf Unverständnis oder gar Ablehnung im Unternehmen stösst, wenn er auf Risiken hinweist, die bislang nicht gesehen werden (wollten oder konnten). Eine kleine Hilfe für den BC Manger ist in diesen Situationen zu wissen, dass es keine böse Absicht ist, oder gar gegen ihn persönlich gerichtet ist, sondern verbreitete psychologische Wahrnehmungsfehler, die dazu geführt haben, dass Risiken nicht als solche wahrgenommen wurden. Aus Japan kam der Trend zur Fehlerkultur. Auch hinsichtlich der Risikokultur können wir aus den tragischen Ereignissen in Japan lernen, wo Fehler in der Erkennung von Risiken durch einen großen Tsunami nach dem Motto “was nicht sein darf, kann nicht sein”, verbunden mit einer mangelnder Aufsicht, zum Tod vieler Menschen geführt hat.

One Response

  1. Thomas Schildbach

    Ein sehr lesenswerter Artikel…die realistische Einschaetzung von Risiken ist letztendlich ein entscheidender
    Aspekt des Risikomanagement. Das Verstehen der Psyche des Entscheidungstraegers / Resourcengebers ist wohl bei der Riskoillustration bisweilen entscheidend. Daher sind diese Artikel sehr hilfreich. Wie “tickt” man und wie kann man dies vielleicht nuetzen bzw. Informationen darstellen.
    Der genannte Artikel ist Teil 3 einer 4-teiligen Reihe. In den anderen Teilen wird z.B dargestellt, dass Menschen sich eine Realitaet konstruieren und dann nur Informationen akzeptieren, die dieser Realitaet entsprechen.
    Ein weiterer interessanter Artikel ist “Flirting with Disaster” von FM Global (http://www.fmglobal.com/assets/pdf/P07001_0311e.pdf)

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