Am Samstag den 04. Dezember 2010 fand in Bamberg der Human Factors-Workshop „Handeln in kritischen Situationen mit Planspielen lernen“ zum ersten Mal erfolgreich statt. Ziel der Veranstaltung war es, Interessierten die Gelegenheit zu bieten Planspiele hautnah kennenzulernen. Rund 40 Teilnehmer aus den Bereichen BCM, Luftfahrt, Medizin, Feuerwehr und Katastrophenschutz, Sicherheit sowie Beratung fanden sich aus allen Teilen des deutschsprachigen Raumes in der Weltkulturerbestadt ein.

Den Auftaktvortrag als Gastredner hielt Prof. Dietrich Dörner, einer der Urväter der psychologischen Problemlöseforschung, langjähriger Planspielentwickler und Leibniz-Preisträger. Er verdeutlichte die Herausforderungen und Fallgruben die Menschen in komplexen Umwelten bewältigen müssen. An Beispielen wie dem Schlieffenplan oder der Einführung des Kfz-Russfilters stellte er Ursachen von Fehlentscheidungen und typische Handlungstendenzen von Menschen, die in komplexen Systemen agieren müssen, verständlich und eindrucksvoll dar und zog wie gewohnt die Zuhörer in seinen Bann.

Neben Planspielslots in denen die Teilnehmer aktiv Planspiele erleben konnten, referierten Dr. Susanne Starke und Alexander Burgis über das Lernen mit Planspielen und stellten insbesondere auch Chancen und Grenzen dieser Methode vor.

Die vorgestellten Planspiele

Das Planspiel »Paul’s Island« ist ein innovatives, rechnergestütztes Simulationsinstrument, mit dem Setting einer karibischen Insel, deren soziale, ökologische und ökonomische Charakteristika, realitätsnah abgebildet werden. Paul’s Island wurde gezielt als komplexes System konzipiert, welches vielfältige Abhängigkeiten und Rückkopplungen beinhaltet um das Erleben und Bewältigen von schleichenden, schockartigen und hochdynamischen Krisenszenarien zu ermöglichen. Die Anforderungen für die Teilnehmer liegen in der Entwicklung eines umfassenden Systemverständnisses. Der Umgang mit Informationsüberlastung, unscharfen Zielvorgaben,  dynamischen Prozessen und Erkennen von weak signals ist hierbei ebenso wichtig, wie unter Zeitdruck Konflikte zu lösen.

Die »MS Antwerpen« ist ein in die Jahre gekommenes Kreuzfahrtschiff, das von den Teilnehmern in einer stürmischen Nacht im Nordatlantik gesteuert werden muss. Alle wesentlichen strukturellen und technischen Merkmale eines realen Kreuzfahrtschiffs sind hier am PC simuliert ebenso wie Passagiere und Besatzungsmitglieder in Form von autonomen Agenten. Für die Fahrten auf dem Schiff existieren verschiedene Spielszenarien, die nicht ohne Zwischenfälle und Krisen verlaufen.

Planspiel »Slogan«

Nichts ist so wertvoll für ein Unternehmen, wie die kleinen Krisen und Konflikte. Sie sind Indikatoren für aktuelle Themen im betrieblichen Alltag. Simulation und Planspiel ist keine Wundermethode für Veränderung, bietet aber das Entscheidende mehr. Spiel spricht den ganzen Menschen an. So kann der Ist- Zustand der Abteilung spielerisch visualisiert werden und anschließend mit den Mitarbeitern neue Regeln gefunden und ausprobiert werden.

Abschlussplenum

Im Plenum wurden die Erlebnisse aus den Slots von den Teilnehmern selbst dargestellt und so konnte jeder Teilnehmer auch Einblick in die anderen Planspiele erhalten. Die durchgeführten Planspiele, Pauls Island, MS Antwerpen und Slogan stießen unter den Anwesenden auf breites Interesse. Mit ihrer Hilfe, so war der Tenor am Ende, kann die Komplexität der Umwelt lebendig und verständlich vor Augen geführt und Ansätze zu einer gelungenen Bewältigung erarbeitet werden.

Das Team

Organisiert hatten den Workshop die Bamberger Dr. Susanne Starke, Jörn Koller und Alexander Burgis. Unterstützt wurden sie dabei von Eric Treske aus München mit dem Planspiel „Slogan“ und Anita Dörr, die die Betreuung der Teilnehmer übernahm. Gemeinsam sorgte das Team für interdisziplinäres „Know How“, bolivianischen Kaffee und erstklassiges, selbstkreiertes Gebäck.

Wie der Titel schon verrät: „Auch Unternehmer können Plätzchen backen“.

Links:

Weitere Informationen zu Entstehungsgeschichte und Einsatzmöglichkeiten der Simulationen und Planspiele unter www.ms-antwerpen.de, www.pauls-island.de, www.intrestik.de

Autoren des Artikels: Alexander Burgis, Jörn Koller, Susanne Starke