Der neue ISO-Standard ISO 22330:2018 Guidelines for people aspects of business continuity

Das in der ISO für Business Resilience zuständige Technical comittee TC292 hat uns mit einem neuen ISO-Standard für das Business Continuity Management beglückt. Einer von elf (!!) ISO Standards zu Business Resilience, die 2018 vom TC 292 publiziert werden sollen. Dieser Veröffentlichungsfleiß zeigt auf, welche Bedeutung Business Continuity / Business Resilience mittlerweile international genießt, auch wenn man über Nutzen und Inhalte von ISO-Standards intensive und kontroverse Fachgespräche führen kann.

Unser neues ISO-Familienmitglied behandelt umfassend alle menschlichen Aspekte im Business Continuity Management. Der Standard definiert people aspects als “elements associated with the management of people involved in, or affected by, an incident in order to minimize distress, maximize productivity and recovery, and achieve the recovery objectives of the organization’s business continuity programme“. Der Standard verwendet bewusst den Begriff “people” statt “human”, um deutlich zu machen, dass es nicht um Interessengruppen wie interested parties geht, sondern die individuellen Personen im Fokus der Betrachtung sind.

Der Standard folgt im Aufbau dem Plan-Do-Check-Act-Zyklus. Es werden die zu beachtenden Aspekte zum Schutz und Wohlergehen von Menschen bei BCM-Ereignissen (“Duty of care”) in der Vorbereitungs-, Reaktions-, Notbetriebs- und Wiederherstellungsphase betrachtet. Daneben werden Anforderungen an die Kenntnisse, Ausbildung, Motivation und Verfügbarkeit von Personen zur Bewältigung eines BCM-Ereignisses identifiziert.

Die Planungsphase beinhaltet die Schaffung der organisatorischen Voraussetzungen, um die Bedürfnisse der Menschen bei Eintritt eines BCM-Ereignisses berücksichtigen zu können. Hierzu gehört die Identifikation und Festlegung von Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Kompetenzen für die humanitären Themen. Zur Planungsphase gehört auch die Berücksichtigung des Personals als zentrale Prozess-Ressource im Rahmen der Business Impact Analyse.

Die “Do”-Phase beinhaltet personale Aspekte bei den Sofortmaßnahmen (Respond), Notbetrieb (Recover) und Wiederanlauf in den Normalbetrieb (Restore). Hierzu gehören zum Beispiel Maßnahmen zum Schutz der Personen wie Evakuierungsverfahren, Notunterkünfte, Betreuung der Mitarbeiter an Ausweichlokationen und Home Office, interne und externe Information und Kommunikation sowie Care-Giving. Auch auf die Berücksichtigung von Angehörigen und Freunden wird im Standard eingegangen.

Die “check/act”-Phase beinhaltet personale Aspekte bei der der kontinuierlichen Verbesserung auf der Basis von Tests und Übungen, Dokumentation und Risikomanagement.

Der Standard ist hilfreich für alle Mitarbeiter, die im Business Continuity Management Verantwortung für das Personal haben und für das Care-Management verantwortlich sind. Hierzu gehören insbesondere auch Mitarbeiter von Personalabteilungen. Das interessierte Management erhält einen guten Überblick über die doch sehr umfangreichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Rahmen der Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter. Dem Business Continuity Manager dient der Standard als umfassende Checkliste, um die human aspects umfassend berücksichtigen zu können.

Anmerkung des Autors: mit den gesalzenen Preisen für die ISO-Standards fördern wir die Entwicklung weiterer Standards, so dass der Lesestoff nicht ausgeht.

2 Responses

  1. noruseskandari

    Kann dem Autor nur Zustimmern, irgendwann haben wir genug Standards. Vergessen wir nicht den gesunden Menschenverstand, es kann nicht immer alles geregelt werden, sonst heisst es am Schluss: “Das stand aber nicht im Standart drin”

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