BCM Fachseminar an der TU Istanbul ein voller Erfolg!

Zwei erlebnissreiche aber auch anstrengende zwei Wochen liegen hinter mir. So langsam fällt etwas vom Stress der vergangenen Tage ab. Deswegen ging es auch etwas ruhiger zu in den bcm-news in den vergangenen Tagen. Die BCM-Wochen gingen mit dem Notfallmanagement-Forum in Nürnberg am 14. Oktober los. Dort habe ich einen Vortrag zum Thema BCM und Krisenmanagement gehalten. Der Vortrag ist sehr gut angenommen worden und wir hatten interessante Diskussionen, die ich gerne fortführen werde. Mittlerweile liegen die Bewertungen der Vorträge und der Veranstaltung vor. Vielen Dank an die Teilnehmer für das sehr positive Feedback. Die Veranstaltung ist sehr gut angekommen bei den Teilnehmern. Insbesondere die Einbindung in die zeitgleich stattfindende IT-Security-Messe it-sa, die erstmalig in Nürnberg stattfand, wurde sehr gut bewertet.

Von Nürnberg ging es dann direkt nach Berlin zu einer firmeninternen Veranstaltung. Dann am Freitag abend zurück nach Hause. Eine Mütze Schlaf im eigenen Bett, Koffer umpacken, Frühstück und weiter zum Flughafen und in den Flieger nach Istanbul. Denn dort war am 19. und 20. Oktober an der TU Istanbul das erste Alumni-Fachseminar zum Thema Business Continuity Mangagement. Organisiert und durchgeführt vom Verein der Hochschulabsolventen Deutschlands (AYMED) und unterstützt vom DAAD. Mit den zwei aus Deutschland eingeladenen Gastvortragenden Matthias Rosenberg (controll-it) und meiner Wenigkeit.  Altay Onur, Organisator dieser Veranstaltung, hatte ein komplettes kulturelles Rahmenprogramm für uns gestaltet. So führte er uns am Sonntag zu den bekannten und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten im europäischen und asiatischen Teil Istanbuls. Einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage erhielten wir bereits auf dieser Tour durch Istanbul. Denn an den Haltestellen der Strassenbahn war die Veranstaltung plakatiert!

Hier der Beweis:

Plakat BCM Fachseminar an der Haltestelle in Istanbul

Ein kleiner Vorgeschmack auf die Professionalität, mit der diese Veranstaltung organisiert war. Mein erster Tag in Istanbul hat einen tiefen und bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Die vielen unterschiedlichen Gesichter dieser Stadt mit 15 Millionen Einwohnern, die Freundlichkeit der Menschen, aber auch das ständige Verkehrschaos insbesondere über die zwei Brücken, die das verkehrstechnische Nadelöhr zwischen dem europäischen und asiatischen Teil Istanbuls bilden. Istanbul würde ich übrigens als die Hauptstadt der Katzen bezeichnen. Überall sind Katzen, die aber liebevoll behandelt werden und an vielen Strassenecken wird den Fellnasen Katzenfutter und Wasser hingestellt.

BCM_Istanbul_04

Einen ganz herzlichen Gruss und Dank möchte ich an dieser Stelle an Altay senden, wenn er diese Zeilen liest. Denn nicht nur ein Land und eine Stadt ist mir in diesen Tagen ans Herz gewachsen. Mit Altay, der uns die ganzen Tage mit seiner besonderen Herzlichkeit begleitet und betreut hat, verbindet mich mittlerweile mehr als eine professionelle Beziehung über das Thema BCM. Übernachten konnten wir in einem der Gästehäuser der Technischen Universität Istanbul. Von dort ging es am nächsten Morgen mit dem Taxi durch das Verkehrschaos Istanbuls zum Campus der Technischen Universität Istanbul ITU. Man kann in Istanbul eigentlich nicht genügend Zeitreserven für das Verkehrschaos einbauen. Unser Taxifahrer erwies sich aber als Meister der Lückensprungtechnik über mehrere Fahrbahnen einschliesslich Seitenstreifen bei gleichzeitigem Hupen, so dass wir gerade noch rechtzeitig auf dem Campus der ITU ankamen. Ein Campus? Die 1773 gegründete Universität verfügt über 5 Campus mit eigener Buslinie und Sportanlagen in olympischen Dimensionen.

Einer der Forschungsschwerpunkte an der Technischen Universität bildet die Erdbebenforschung. Nur wenige Kilometer von Istanbul entfernt treffen zwei tektonische Platten aufeinander: die europäische und die anatolische Platte. Bereits im August 1999 hat ein Beben mit der Stärke 7,4 in Izmit südöstlich von Istanbul 20.000 Menschenleben gefordert. Besonders gefährdet bei einem Erdbeben sind insbesondere die vielen illegal gebauten Häuser sowie die großen Industrieanlagen. Experten rechnen bei einem Beben der Stärke 7 mit 50.000 Toten und 200.000 bis 300.000 Verletzten in Istanbul. Von einer Million Gebäuden in Istanbul würden 50.000 schwer beschädigt. Von der jüngsten Hochwasserkatastrophe konnten wir keine Spuren mehr sehen. Aber auch hier spielten die illegalen Bauten, die bis in den Uni-Campus hineinwachsen, eine unheilvolle Rolle.

Diese sehr konkrete Bedrohung prägt auch das Interesse an dem Thema Business Continuity Management aus der Wissenschaft und der Praxis. Von einer derartigen Vernetzung von Wissenschaft und Praxis im BCM können wir in Deutschland nur träumen.

Die Konferenz begann für uns etwas ungewöhnlich mit einem sehr schönen Gitarrenspiel des stellvertretenden Präsidenten der Universität zur Einstimmung und der Eröffnungansprache durch Altay Onur.

Eröffnung durch Dr. Altay Onur

An der Veranstaltung in einem großen Hörsaal der Uni nahmen 280 Zuhörer teil. Davon waren 126 Studenten und 162 Teilnehmer aus Firmen, Interessierte und Experten. Eine tolle Mischung von Wissenschaft und Forschung, Beratung und Praxis.

Für uns deutschen Gäste gab es eigens eine Simultanübersetzung Englisch-Türkisch und Türkisch-Englisch. So dass die Teilnehmer unsere englischen Vorträge in türkisch übersetzt hören konnten und wir der Veranstaltung in der professionellen englischen Simultan-Übersetzung per Kopfhörer folgen konnten. Wir beiden Matthias aus Deutschland hatten jeweils einen Vortrag am ersten Tag und einen zweiten Vortrag am zweiten Veranstaltungstag zu bestreiten, sowie zum Abschluss eine gemeinsame Podiumsdiskussion zum Veranstaltungsende.  Ein ordentliches Programm in Englisch also, sowie zahlreiche Fachgespräche in den Pausen.

Pause im Hörsaal kurz vor meinem Einsatz

Die Vorträge deckten ein breites Themenspektrum ab. Von der wissenschaftlichen Seite durch die Professoren der Universität, von der IT-technischen Seite durch Expertenvorträge zu IT-Disaster Revovery sowie Fachvorträge zu den Standards zu BCM und ITSCM. Der Standard BS 25999 ist sehr gut bekannt und wurde intensiv im Rahmen dieser Veranstaltung diskutiert.

Man merkt die besondere Brisanz, die dieses Thema in der Türkei durch die akute Bedrohung durch ein Erdbeben hat. In Deutschland haben wir diese akute Bedrohungslage (Gott sei Dank) nicht. Daher ist hier das Thema stärker getrieben durch die Notwendigkeit regulatorische Anforderungen zu erfüllen und weniger aus Überzeugung der Notwendigkeit – bis das Schicksal doch einmal zuschlägt.

Die Fachvorträge können auf den Seiten des Veranstalters AYMED abgerufen werden. Einige der Vorträge sind allerdings in türkischer Sprache.

Eine rundum gelungene und sehr professionelle Veranstaltung. Die Vorträge gibt es übrigens auch in Buchform gedruckt!

Wir werden den einen oder anderen Kollegen aus der Türkei bestimmt bei einer BCM-Veranstaltung im kommenden Jahr in Deutschland hören dürfen. Vielen Dank an Altay, dass wir an dieser Veranstaltung teilhaben durften. Es war der Auftakt für eine deutsch-türkische Zusammenarbeit im Business Continuity Management von der beide Seiten nur lernen können.

4 Responses

  1. Altay Onur

    Liebe Matthias, Ich und unsere Mannschaft freuen sich sehr, dass Du und andere Matthias (Rosenberg) unsere Einladung annahm und Eure Erfahrungen und Kenntnisse über BCM beigebracht hatten. Nach unsere Seminar war es eine sehr positive Resonance von allen Teinehmerkreis. Der Zentralstelle der Katastrophenmanagement der TU Isanbul hat vor diese BCM-Seminar periodisch durchzuführen und BCM-Kultur auf Land zu verbereiten.
    Bis unserem kommenden Treff alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
    Liebe Grüsse aus Istanbul
    Dipl.-Ing. Altay ONUR,
    AYMED Vorstandsvorsitzender

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