Remote working – die Allzweckwaffe des BCM

Aktuell wird landauf landab das Land durch Streiks gelähmt. Öffentliche Verkehrsmittel, Kitas, Flughäfen und viele öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen sind durch Streikmaßnahmen massiv eingeschränkt. In den Großstädten sind die Mitarbeiter auf diese Services angewiesen, um die Arbeitsplätze zu erreichen und die Kinder während der Arbeit betreut zu haben. Alleine in Frankfurt sind täglich 500.000 Pendler unterwegs. Für die Unternehmen kann dies zur Folge haben, dass viele Mitarbeiter nicht zur Arbeit kommen können. Sei es, daß sie auf den ÖPNV angewiesen sind oder die Betreuung der Kinder. Eine Maßnahme, um die Folgen einer derartigen Situation abzumildern ist die Möglichkeit remote arbeiten zu können. Eine ganz einfache, aber sehr wirkungsvolle Möglichkeit bietet zum Beispiel Outlook Web Access (OWA). Ich habe mehrere Postfächer von Kunden, auf die ich per OWA zugreifen kann. So kann ich mit meinem kleinen Smartphone von unterwegs und vom Home Office die Mails lesen und auch direkt beantworten sowie auf die Terminkalender zugreifen und Termine bestätigen oder absagen. Eine weitere Möglichkeit ist es, Mitarbeiter mit Laptops und remote-Zugang via VPN auszustatten. Auf diesem Weg stehen nicht nur das Postfach und der Kalender, sondern zusätzlich auch IT-Anwendungen, Laufwerke und Dateien remote zur Bearbeitung zur Verfügung. Auch diese Variante habe ich für einen Kunden im praktischen Einsatz. Dies bedingt jedoch, den Laptop auch immer dabei zu haben. Der Laptop in der Dockingstation am Arbeitsplatz hilft wenig, wenn es keinen Zugang zum Arbeitsplatz mehr gibt. Sei es, daß der Zugang zum Gebäude unmöglich ist oder wie im aktuellen Fall die Anreise. Zudem benötigt der Laptop in der Regel aus Sicherheitsgründen einen LAN-Zugang und man kann sich nicht über öffentliche WLan einwählen. Dies schränkt die Nutzungsmöglichkeiten weiter ein. In den Hotels habe ich in der Regel nur einen WLan-Zugang, aber keine LAN-Buchse mehr. Eine weitere Variante ist das Home Office, bei dem zu Hause ein vollwertiger Arbeitsplatz eingerichtet ist. Dies ist jedoch keine kurzfristig zu realisierende Option. Die Nutzung des Home Office ist in Betriebsvereinbarungen geregelt und erfordert umfangreichere technische Einrichtungen mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf. Eine weitere aktuell sehr diskutierte Variante ist “Bring Your Own Device (BYOD)”. Dies ermöglicht dem Mitarbeiter, seine eigene IT-Umgebung zu nutzen und hierüber sicher auf die Arbeitsumgebung im Office zuzugreifen. Für BYOD gibt es mittlerweile sichere und zuverlässige IT-Middleware. Viele IT-Anwendungen unterstützen dieses Zugriffsverfahren. Für alle diese Lösungen gilt: ad-hoc sind sie in Notfällen nicht umzusetzen. Zum Teil ist die Umsetzbarkeit durch gesetzliche, interne betriebsverfassungsrechtliche und / oder technische Rahmenbedingungen eingeschränkt. Der Wertpapierhandel einer Bank kann und darf nicht vom Home Office druchgeführt werden. Auch datenschutzrechtliche Voraussetzungen müssen selbstverständlich bei all diesen Varianten eingehalten werden. Durch Tests und Übungen muß überprüft werden, ob die Lösung auch bei einer großen Anzahl an externen Zugriffen zur gleichen Zeit funktioniert. Die Anzahl an VPN-Zugängen oder die Performance können die Nutzungsmöglichkeiten limitieren. Die aktuellen Streiks sind ein guter Anlass, über die Einsatzmöglichkeiten einer oder mehrer dieser Optionen nachzudenken.

Kommen Sie gut durch die streikbedingten Unannehmlichkeiten!

Streik am Frankfurter Flughafen geht in die VerlĂ€ngerung – Fraport gut gerĂŒstet

Der Streik der Vorfeldmitarbeiter am Frankfurter Flughafen wird bis Freitag ausgeweitet. Doch es zeigt sich, dass sich Fraport offensichtlich gut auf den Streik vorbereitet hat. Die rund 240 streikenden Mitarbeiter haben eine Schlüsselposition bei der Abfertigung der Flüge inne. Ohne “Follow Me” und Ground Control geht keine Maschine in die Luft oder landet auf dem Flughafen. Durch den Einsatz von Mitarbeitern aus anderen Bereichen und Führungskräften können die Schlüsselpositionen offensichtlich ausreichend besetzt werden. Von 1.200 geplanten Flügen mussten am Montag nur 187 Flüge annulliert werden. Im innerdeutschen Verkehr spring die Bahn mit zusätzlichen Kapazitäten ein. Flugtickets der Lufthansa gelten gleichzeitig auch als Bahntickets. Im Inland ist die Bahn ohnehin eine vergleichbare Alternative zumal es derzeit keine frostbedingten Ausfälle gibt. Auch die Bahn hat sich auf den Winter mit zusätzlichen Weichenheizungen und Auftauanlagen für die Züge gewappnet. Fraport kommt natürlich auch entgegen, dass zur aktuellen Karnevalszeit das Passagieraufkommen ohnehin geringer ist.  

Streiks, Pandemien / Epidemien und Ausfälle des ÖPNV sind die klassischen Personalausfallszenarien. Im Rahmen des BCM ist es Bestandteil der Notfallstrategien, Kontinuitäts-Optionen für den Ausfall von Schlüsselpositionen (“Kopfmonopole”)  sowie der Abwesenheit eines hohen Anteils der Beschäftigten zum Beispiel durch Krankheit zu entwickeln. 

Derartige Optionen können zum Beispiel sein

  • Remote work / Heimarbeit
  • Übernahme der Prozesse durch andere Lokationen im In- und Ausland
  •  Abordnung von Mitarbeitern aus anderen Bereichen / Abteilungen
  • Outsourcing an einen Dienstleister
  • Aushilfskräfte und Zeitarbeit.

Eine gute Dokumentation der Geschäftsprozesse in einem Organisationshandbuch ist eine wesentliche Grundlage für die Umsetzung dieser Maßnahmen im Notfall. Da es sich häufig um personelle Maßnahmen handelt ist eine Einbeziehung des Personalbereichs und Betriebs- oder Personalrats zwingend. Daher sollten diese Notfallvorsorgemaßnahmen im BCM zu “Friedenszeiten” vorbereitet werden, denn im Ernstfall ist es zu spät. Ganz nach J. F. Kennedy: “The time to repair the roof is when the sun is shining”.