Bundenetzagentur: Zuverlässigkeit der Stromversorgung auf konstant hohem Niveau

Die Bundesnetzagentur hat die aktuellen Statistiken zur Verfügbarkeit von Strom für das Jahr 2013 veröffentlicht. Demnach lag der SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres wiederspiegel2013 bei 15,32 Minuten und damit geringer als im Vorjahr mit 15,91 Minuten.
Diese Verbesserung der Versorgungsqualität ist vor allem darauf zurück zu führen, dass es im vergangenen Jahr weniger Störungen durch Einwirkung Dritter gab”, so Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur in der Presseveröffentlichung. Die Entwicklung der Versorgungsqualität auf Basis des SAIDI-Wert ab 2006 ist auf der Seite der Bundesnetzagentur dargestellt.
Zu beachten bei dieser Statisitik ist jedoch, dass nur Unterbrechungen gezählt werden, die länger als drei Minuten dauern. Gerade die kurzen Unterbrechungen und Spannungsschwankungen im Millisekundenbereich “Netz-Wischer” sind für Unternehmen sehr kritisch – und teuer. Bereits der Stromausfall im Millisekundenbereich führt zum Stillstand eines Hochofens oder einer Raffenerie und kann zu massiven Schäden an elektrischen und elektronischen Geräten führen.

Industrie macht sich Sorgen um die Stromversorgung

“Industrie macht sich Sorgen um die Stromversorgung”, dies ist der Titel eines großen Artikels in der heutigen Print-Ausgabe der FAZ. Mehrere Presseagenturen hatten diese Meldung gestern auch bereits verbreitet (siehe BCM-Newsticker). Als Beispiel wird im Artikel der FAZ das Unternehmen Hydro genannt, Betreiber von Aluminiumhütten, Gießereien und Walzwerken. Das Unternehmen hatte laut Bericht mehrere Stromschwankungen in verschiedenen Betrieben. Betriebsausfälle und Kosten von insgesamt mehreren hunderttausend Euro waren die Folge. das Unternehmen soll Schadenersatzansprüche gegen die Netzbetrieber gestellt haben. Es geht hier nicht um fehlende Mengen an Strom, wie man nach den Abschaltungen der Atomkraftwerke schnell denken könnte, sondern um die Qualität des Stroms. Schon kleine Netzschwankungen, sog. “Netzwischer” können zu Produktionsausfällen führen. In meinem Beitrag “Strom, das komplexe Lebenselixier“, habe ich als Laie bereits versucht die Zusammenhänge zu erläutern. Große Stromverbraucher wie Gießereien, Aluminiumhütten und Raffinerien sind auf eine kontinuierliche Stromversorgung mit konstanter Qualität, d.h. Frequenz, angewiesen. Auf Grund der hohen Verbräuche können keine Netzersatzanlagen eingesetzt werden, die derartige Ausfälle oder Schwankungen abfangen. Der Wiederanlauf einer solchen Produktion kann Tage bis Wochen dauern und enorme Schäden nach sich ziehen. Bis zur vollständigen Zerstörung der Anlage, wenn zum Beispiel Materialien in der Anlage abkühlen und aushärten. Die Spannungsschwankungen werden in der Statistik der Bundesnetzagentur nicht erfasst und ausgewiesen. Hier wird erst ab drei Minuten gezählt. Die Entwicklung der Stromqualität ist aus den nach wie vor guten Zahlen für die Verfügbarkeit von Strom daher nicht ablesbar. Die Netzbetreiber weisen einen Zusammenhang der Stromschwankungen mit der neuen Energiepolitik zurück und verweisen auf Einzelfälle durch Schaltungen in untergelagerten Netzen. Tatsächlich werden derzeit im Rahmen der Netzeingriffe durch die Netzbetreiber vor allem erneuerbare Energien zum Beispiel bei Starkwinden aus dem Netz genommen, um Überlastungen der Netze zu vermeiden. Eine mögliche Erklärung für die Störungen sind durch die neue Energiepolitik erforderliche Umbaumaßnahmen im gesamten Stromnetz. Aus der IT kennen wir den Spruch “never change a running system”. Durch Baumaßnahmen können regional begrenzte Störungen in der Stromversorgung auftreten, wie auch der berühmte “Baggerbiß”. Auch das ein oder andere Tier hat bereits durch einen Einbruch in ein Umspannwerk lokale Stromausfälle herbeigeführt. Als Unternehmen ist es daher wichtig nicht nur für den Ausfall von Strom durch eine Netzersatzanlage vorzubeugen, sondern auch Vorsorge für die “Netzwischer” zu treffen. Alte Schaltanlagen können schlichtweg zu langsam sein für die Unterbrechungen im Millisekundenbereich.

Aktueller Nachtrag:

Manchmal sind auch nur schusslige Autofahrer Schuld.